CD Kritik Progressive Newsletter Nr.76 (11/2012)

Beardfish - The void
(70:09, InsideOut, 2012)

Der kreative Output ist bei Beardfish ungebremst. Seit ihrem letzten Studiowerk "Mammoth" ist gerade mal ein Jahr vergangen und schon liegt mit "The void" ein etwas anderer Nachfolger vor. Das schwedische Quartett hat nie seine progressiven Wurzeln komplett verleugnet, doch je nach Album geht es mal mehr Richtung Hard Rock, zappaeske Einfälle oder moderaten Jazz Rock. So ist auch "The void" eine logische Fortsetzung des Beardfish Mikrokosmos, aber natürlich keine Kopie des Vorgängeralbums. Es geht wesentlich heftiger und direkter zur Sache und laut Bandleader Rikard Sjöblom hat man mit diesem Album für Beardfish Verhältnisse "eine regelrechte Metal Komfortzone erreicht". Trotzdem sollte man hier keine offensichtlichen Prog Metal Plattitüden oder platten Hard Rock erwarten, vielmehr sind Beardfish einfach nur rauer, instrumental verzerrter und einfach härter unterwegs. "Wir alle mögen Metal, insofern hat das schon eine Weile in uns gebrodelt. Wir wollten einfach ein paar Songs machen, die ein bisschen heavier sind". Hinzu kommt, dass Beardfish nie ganz auf den augenzwinkernden Humor verzichten, Genreelemente nie zum reinen Selbstzweck verwenden. Wer jedoch nur typischen Retro Prog skandinavischer Prägung erwartet, wird hier sicherlich mehrmals vor den Kopf gestoßen. Die Keyboards haben weitgehend Sendepause, die elektrisch verstärkten Saiten bestimmen das Terrain. Sicherlich verfällt man hin und wieder bei den Riffattacken auch in gewisse Wiederholungen, sind die früheren Alben im Vergleich insgesamt spannender. Trotzdem ist es genau diese Unvorsehbarkeit, das Ausbrechen aus bekannten Mustern, die die Musik von Beardfish auflockernd anders und erfrischend befreit erscheinen lässt. Gutes Album mit mehr direktem Heavy Rock, ohne die eigene Vergangenheit komplett außen vor zu lassen.

Kristian Selm



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