Stil: Neo Prog
Arlekin – Disguise serenades
(57:21, Privatpressung, 2014)
Ein Album von einem Genre-Fan für die Genre-Fans. So heißt es im Begleitschreiben. Um welches Genre es geht, läßt sich bereits am Cover ablesen, und der Opener bestätigt diese Vermutung auch schon. Was gar nicht mal selbstverständlich ist, wenn man das andere dem Päckchen beigefügte Album hört, denn dabei handelt es sich um Post-Rock (das ebenfalls besprochene Krobak Werk).
Aber „Disguise serenades“ bietet lupenreinen Neo-Prog. Besagter Genre-Fan, der für dieses Album verantwortlich zeichnet, ist der ukrainische Multiinstrumentalist Igor Sydorenko, der unter dem Pseudonym Arlekin antritt. Songtitel wie „Dance of the jester“ kündigen es schon an: Igor ist ein großer Fish-ära Marillion Fan, und das hört man auch deutlich heraus. Ursprünglich als Gitarrist unterwegs spielt er auf seinem Solodebüt auch alle anderen Instrumente, also Baß, Schlagzeug und Keyboards – und das auch ordentlich. Hinzu kommt, daß er auch singt, und das dürfte ein mit entscheidendes Kriterium für Gefallen oder Nichtgefallen sein.
Gleich der 8 ½ minütigen Opener „The lost path“ erinnert schwer an die deutsche Formation Anabis und deren Debütalbum „Heaven on earth“. Und in diesem Stile geht es denn auch fast durchgängig weiter. Sydorenko tappt gelegentlich in die Falle, daß man sich bei leicht gekünstelt wirkendem Gesang auch mal als nicht wirklich kompetenter Sänger entlarvt, was dem Album natürlich nicht unbedingt guttut. Dem stehen aber durchaus schöne Parts und auch Melodien mit Wiedererkennungswert gegenüber, so daß insgesamt durchaus Potenzial erkennbar wird und man zum Fazit gelangt, daß man hier doch deutlich mehr hätte herausholen können. Wer aber beispielsweise mit dem Anabis-Debüt glänzend klar kommt, der sollte auch Arlekin mal eine Chance geben. Produziert wurde das Album übrigens von Vespero – ein Name, der eher im Psychedelic Rock / Spacerock bekannt sein könnte.
Jürgen Meurer (7/15 Punkte)
© Progressive Newsletter 2015