Rhys Marsh & Mandala - Until The End Of Time


New Artrock • Dark Progressive Rock
(62:57; CD, Digital; Autumnsongs/Burning Shed; 14.11.2025)
Rhys Marsh in der sehr speziellen, intensiven Version seines Projektes Mandala. Dunkel, slow, ausufernd, theatralisch mit Längen bis zu knapp 20 Minuten finden sich auf dem neuen, sehr tristen Machwerk des Exil-Norwegers an und war sein letztes Werk „Towards The West“ bereits mit einigen Schicksalhaften Emotionen verknüpft, wird mit dieser neuen Veröffentlichung auch nicht wirklich mehr Licht in den Raum fluten, im Gegenteil.

Teilweise sehr brüchig im Gesang, mit poetischen Prog Folk – im schemenhaften Halblicht vorgetragen – mäandern die langen Songs statisch, ohne viel Dynamik durch eine seltsam stille isolierte Welt. No-Man, Airbag und die tristen Songs eines Steven Wilson haben in dieser sanften, traurigen Form des Artrocks ihre Echos und dieses Werk ist erneut perfekt für die tristen Novembertage.

Der Opener ‚Darkest Day‘ ist so voller schwerer grauer Wolken, Schmerz und Hoffnungslosigkeit – gleichzeit anmutig, berührend und bricht später mit schweren Doom-Riffs und verzweifelten Vocals durch die Wolkendecke – Erlösung klingt definitiv anders. ‚Hiraeth‘ nutzt atmosphärische Synth-Spuren, Fretless Bass und sanft akzentuierte Drums – eine an David Sylvian und No-Man gemahnende Stimmung – die erstmal mit etwas mehr Hoffnung kleine Lichtquellen zulässt. Im späteren Refrain wird es dann opulent, theatralisch, majestätisch und mit ausladend doomigen Flair lässt sich ein gewisses Pathos – vor allem im Gesang – nicht leugnen.

Diese temporär doomigen Ausbrüche – sakral und schwermütig wie im ebenfalls drückenden ‚Unknown Edges‘ – sind von der Sorte atmosphärischer Slo-Mo-Rock, den man aus Projekten wie z.B Antimatter kennt. Man walzt sich konsequent durch ein Meer aus Tränen und Tristesse, die fragile Qualität des frühen lyrischen Seventies-Prog sitzt in vielen Sound-Details und schafft Tiefe und stimmungsvolle Nuancen.

‚The Blue Ocean‘ ist mein absoluter Favorit – Marsh seine erzählerischen Qualitäten, Reflektieren aus Schmerz und Verstehen führen einen tatsächlich in die Einsamkeit eines grauen Tags am Meer. Mellotron, wunderschön zerbrechliche Akkorde versprechen eine Form von Rückzug in die Stille – einfach nur ein sanftes verschwinden im Nebel.

Konsequent trist, schwermütig und düster wird diese Platte für Freunde des melancholischen New Artrock hoffentlich ein besonderes Kleinod darstellen. Die Zurschaustellung von Sensibilität, Innerlichkeit, Rückzug, dieser gewissen Form von orchestraler Monotonie und sehr nächtlichen Farbmustern gibt dem Hörer Raum zur Reflexion, zum träumen und in die Ferne driften.
Bewertung: 12/15 Punkten


01. ‚Darkest Day‘ (10:26)
02. ‚Hiraeth‘ (11:16)
03. ‚Kingdoms Of Eternity‘ (18:14)
04. ‚Unknown Edges‘ (12:43)
05. ‚The Blue Ocean‘ (10:21)

Besetzung:
Rhys Marsh – Vocals, Guitars, Bass, Mellotron, Piano, Synths
Will Spurling – Drums, Percussion
Silje Marsh – Spoken Word
Daniel Leirvik-Marsh – Spoken Word
Shirley Marsh – Spoken Word

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Abbildungen: Rhys Marsh/Burning Shed