Kadavar - Kids Abandoning Destiny Among Vanity And Ruin
Vintage Rock • Classic Rock • Space Roc
(41:45; Vinyl, CD, Digital; Clouds Hill Records; 07.11.2025)
Hyperaktiv nennt man wohl sowas, wenn innerhalb weniger Monate die nächste Rille am Start ist oder die Vintage Rocker von Kadavar machen es so wie in den frühen Siebziger Jahren, als Studio-Alben im straffen Jahrestakt veröffentlicht wurden.
Jascha Kreft hat das Power-Trio längst zum Quartett stabilisiert, der Vorgänger „I Just Want To Be A Sound“ gehörte mit seiner positiv sommerlichen, fast alternativen Ausrichtung bereits zu meinem engeren Favoriten-Kreis in Sachen Jahres-Album, behandelte innere Konflikte, die mit dem aktuellen Output den Frust und Blickwinkel eher auf das Verrückte außen fokussieren.
Kadavar möchten diese Platte als Negativ, als Gegenstück zum Vorgänger verstanden wissen. Demnächst folgt ein Album über den Frühling, welches die Auferstehung aus all dem aktuellen Schutt in Aussicht stellen soll und diesen aktuellen Zyklus damit abschließen wird. Die Jungs sehen diese Platte mit der neuen Besetzung wie ein zweites Debüt und ja: Es rockt, es schiebt und die Produktion hat einfach diese Art Unmittelbarkeit in Sachen Sound, bei dem der Bass hier und da seine Solo-Bühne bekommt, die Riffs sowas von trocken und dominant triumphieren und Lupus in vielen Uptempo Songs gesanglich erneut euphorisch brilliert.
Furztrocken mit sattem Fuzz in den Sporen, mit derbe arschcoolen Vibes begrüsst Dich der Opener ‚Lies‘, welcher bereits als Appetizer schon ein Weilchen im Netz für Vorfreude sorgen durfte. ‚Heartache‘ tänzelt energetisch in den Orbit, ist überschwänglich im Refrain, schüttet Glückshormone aus. Im Vergleich zum eher alternativ, psychedelisch elektronisch angehauchten Vorgänger ist der Fokus wieder mehr im Retro-Fieber, im hart rockenden Stil verhaftet. Die Detailfreude bleibt trotzdem im Fokus – trunken vor Melodik jubiliert die Gitarre, spacige Synths schmücken den minimalen Hintergrund auf. Also alles im Paket, für was Kadavar stehen und die Energie ist erneut hochgradig ansteckend.
Das lässig marschierende ‚Explosions In the Sky‘ nimmt etwas Tempo raus, hat fette Retro-Riffs und schießt im Refrain Tonnenweise Konfetti-Explosionen in den Himmel. ‚Stick It‘ ist herrlich simpel, fuzzt Arschtrocken und kickt/groovt dank seiner Direktheit sofort ohne Anlauf mitten auf die 12 – ein Hit ohne wenn und aber! ‚You Me Apokalypse‘ punktet ebenfalls mit schmissigen Mid Tempo, starker kosmischer Melodie im Refrain und hat verschmitzte „Born To Be Wild“-Referenzen in den Moves and Grooves.
Kadavar spielen mit minimaler, wirklich dermaßen on point gespielter Vintage-Attitüde, um in den Refrains kurz mal quer über die Milchstrasse zu sausen. Heavy, breitbeinig und böse mit dick aufgetragenem Fuzz macht ‚The Children‘ keine Gefangenen, variiert mittendrin mit feinen atmosphärisch kosmischen Effekten – Hit erneut, ganz groß! ‚K.A.D.A.V.A.R.‘ ist etwas unspektakulär, dafür schmeissen einen die Jungs am Ende mit ‚Total Annihilation‘ alten Heavy Metal der frühen Siebziger um die Ohren. Man rifft rotzfrech mit liebevoller Oldschool-Attitüde, dass die alten Veteranen des Genres von ganz allein um die Ecke schmunzeln und findet trotzdem auch hier Zeit für spacig/kosmische Abfahrten.
Der Vorgänger begeisterte mich ob seiner Kühnheit, Stadion Rock, Alternative-Elemente und Pop in den Kadavar-Sound zu integrieren, dafür setzen die Jungs mit ähnlich viel Euphorie und vorrangigem Uptempo wieder etwas mehr auf ihre klassischen Retro-Stilistika. Am Ende schnurzpiep egal, es bleibt ein erneut kreatives Füllhorn an starken, richtig geilen Songs und ist somit auch diesmal ein positiver Selbstläufer.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von RSK-PR zur Verfügung gestellt.
