Amorphis - Borderland
Atmospheric Metal • Dark Metal • Progressive Rock
(49:47; Vinyl, CD, Digital; Reigning Phoenix Music, 26.09.2025)
Viele Spekulationen gehen wie immer einer neuen Platte der Finnen voraus. Wie wird die 15. Rille, nachdem man den Produzenten Jens Bogren gegen den Dänen Jacob Hansen eintauschte? „Halo“ wollte bei mir nicht zünden, während die Vorgänger Dauerbrenner bis heute geblieben sind. 24 Songs hatte man wohl am Start, die Auswahl fiel augenscheinlich auf die melodischen und atmosphärisch dichten Tracks, und wenn der Vorgänger überfrachtet, etwas unkonkret aus meiner Sicht anmutete, scheint „Borderland“ von einer Klarheit, Melodie-Seligkeit und Optimismus geprägt zu sein, dass die Finnen daraus schöpfen wie aus einem Jungbrunnen. Jeder Song strahlt eine einnehmende orchestrale Kraft aus, und Joutsen singt erneut wie ein junger Gott.
„Borderland“ atmet Leichtigkeit, wirkt entschlackt, und hörst du Songs wie das tanzbare ‚Dancing Shadow‘, fühlt man die Leichtigkeit, den Flow, den die Finnen anno ’25 entstehen lassen. Ein Track wie das mit düsteren Growls und cleanem Refrain angenehm oldschoolige ‚Bones‘ zaubert wohl jedem Fan der Band ein Lächeln ins Gesicht, stampfen doch die orientalischen Death-Metal-Riffs zu Doom und hymnisch-poppiger Melodie den ganz typischen Amorphis-Move.
Ähnlich wie bei den britischen Langzeitbegleitern von Paradise Lost tauchen Selbstreferenzen dank typischer Riffs und Melodiebögen innerhalb des eigenen Œuvre automatisch auf – wer will es den Bands nach 35 Jahren verübeln. Berührend-wehmütige Melodien und Riffs begleiten ‚Tempest‘ und ‚The Lantern‘ mit der so typisch folkloristischen Melancholie – dürfen dann in mächtigen Refrains dank eindringlicher Growls die Brust schwellen lassen und werden mit wunderschönen, sehnsüchtigen Vintage-Keys noch um ein Vielfaches intensiver. Es wirkt nichts zu viel, und vertrackte, progressive Strukturen – die aber nie den Song als solchen zerstören – spielen sich teilweise jenseits irgendwelcher Dunkelheit mit hellen Frequenzen durch den nordischen Himmel.
Amorphis strahlen Positivität, Frische und eine fast provokative Eingängigkeit aus, brillieren in ‚Light And Shadow‘, ‚Fog To Fog‘, ‚The Strange‘ und vor allem im Opener ‚The Circle‘ mit umarmend rockender Leichtigkeit. Mit viel Gefühl für die eigenen Stärken komprimiert man alle wichtigen Trademarks in 10 starke Songs mit viel Lust auf große, hymnische Melodien. „Borderland“ klingt stark auf den Punkt fokussiert, lebt von frischen, leichtfüßig orchestralen, fast poppigen Ideen und weist Amorphis ohne zu viele progressive Experimente spielerisch den Weg in die nächsten Jahre.
Bewertung: 13/15 Punkten (RB 13, FF 13)
Tracklist:
1. ‚The Circle‘
2. ‚Bones‘
3. ‚Dancing Shadow‘
4. ‚Fog To Fog‘
5. ‚The Strange‘
6. ‚Tempest‘
7. ‚Light And Shadow‘
8. ‚The Lantern‘
9. ‚Borderland‘
10. ‚Despair‘
Besetzung:
• Tomi Joutsen – Vocals
• Esa Holopainen – Guitar
• Tomi Koivusaari – Guitar
• Jan Rechberger – Drums
• Olli-Pekka Laine – Bass
• Santeri Kallio – Keyboards
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Reinging Phoenix Music zur Verfügung gestellt.