Hifiklub + Årabrot – ARTAUD!
Es ist eine dieser Platten, die sich hartnäckig gegen jede Form von Einordnung wehrt – ein dunkler Monolith aus Sprache, Klang und Gefühl. Unter dem schlichten Titel „ARTAUD!“ treffen die norwegischen Noise-Goth-Poeten Årabrot auf das französische Artrock-Kollektiv Hifiklub, um gemeinsam das Werk des französischen Schriftstellers und Theater-Revolutionärs Antonin Artaud zu erkunden – jener fiebrigen Stimme der Avantgarde, die schon zu Lebzeiten an den Rändern der Realität arbeitete.
Eröffnet wird das Werk mit ‚The Poem Of St. Francis of Assisi‘, dem gut 15-minütigen Stück der A-Seite. Hier präsentieren sich Kjetil Nernes und Karin Park als kongeniales Duo, das die englische Übersetzung des Artaud-Textes nicht einfach vorträgt, sondern durchlebt. Der Track ist keine bloß musikalisch begleitete Lesung – er ist ein ausgewachsener Song, in dem Gesang und Instrumente gleichberechtigt agieren. Die Handschrift von Årabrot ist unüberhörbar: düsterer Avantgarde-Post-Rock, getränkt in gotischen Farben, mit jener charakteristischen Mischung aus sakraler Gravitas, Glam-Schmutz und existenzieller Dringlichkeit. Hifiklub ergänzen die Klangarchitektur mit subtilen Texturen und Details, die sich erst nach und nach erschließen.
Auf der B-Seite folgt mit ‚Que Suis-Je?‘ das französischsprachige Gegenstück – und zugleich ein Bruch mit der Erwartung. Schauspieler Charles Berling (u. a. bekannt aus „Les Vaisseaux Du Cœur“ und „Le Prénom“) trägt Artauds Text mit eindringlicher Stimme vor, seine Interpretation steht im Zentrum. Die Musik hält sich zurück, schafft Raum, betont durch Reduktion. Kein Rock’n’Roll, kein klassisches Songwriting – vielmehr ein tiefdunkler Klangnebel, der sich um die Worte legt. Årabrot verzichten hier ganz bewusst auf gewohnte Strukturen und geben gemeinsam mit Hifiklub der Sprache die Bühne, die sie braucht. Das Resultat ist eine dramatische Klangrede, die sich mehr nach Kunstinstallation als nach Konzertstück anfühlt – und gerade darin ihre große Stärke entfaltet.
Zwei Stücke, zwei Sprachen, zwei musikalische Herangehensweisen – doch eine gemeinsame ästhetische Linie und Artauds dunkle Poesie las verbindendes Element.
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Ilias Baseilhac – drums
Anthony Belguise – synthesizers
Jean-Loup Faurat – guitar
Régis Laugier – bass
Kjetil Nernes – guitar, vocals
Karin Park – synthesizers, vocals
Charles Berling – vocals on „Qui Suis-Je?“
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Rezensionen:
„Of Darkness And Light“ (2023)
„Heart“ (EP) (2022)
„Norwegian Wood“ (2021)
Liveberichte:
25.08.24, Maastricht (NL), Muziekgieterij, Pelagic Fest 15th Anniversary Edition
15.11.23, Nilvange (FR), Le Gueulard Plus
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Pelagic Records zur Verfügung gestellt.