Gleb Kolyadin – Mobula
(44:50; Vinyl, CD, Digital; Kscope/Edel, 28.02.2025)
Dass mit „Mobula“ gerade das mittlerweile vierte Soloalbum Gleb Kolyadins erschienen ist, ist rückblickend keine Selbstverständlichkeit. Denn noch vor eineinhalb Jahren saß der aus Sankt Petersburg stammende Pianist in einem thailändischen Gefängnis und musste darum fürchten, gemeinsam mit seinen Kollegen der russischen Band Би-2, für die er als Session-Musiker unterwegs war, als Kritiker des Ukrainekrieges an Moskau ausgeliefert zu werden. Dass Kolyadin wieder sicher in seine Wahlheimat London zurückkehren konnte, lag hauptsächlich an den britischen Behörden, die sich auf diplomatischem Wege für den Iamthemorning-Musiker einsetzten – in Teilen aber auch an der Fanbasis von Kolyadin und Би-2, die dafür sorgte, dass der Fall auf ausreichendes internationales Medienecho stieß und so den Druck sowohl auf die britischen als auch auf die thailändischen Behörden erhöhte.
Sicher vor dem Zugriff Putins – Kolyadin ist Inhaber eines britischen Global-Talent-Visums – ist „Mobula“ das erste Album des Russen, das vollständig im Vereinigten Königreich konzipiert und produziert worden ist. Obwohl „Mobula“ ganz eindeutig die musikalische Handschrift Gleb Kolyadins trägt, ist es doch ein Werk, mit dem der Tastenvirtuose überraschen kann. Denn bei „Mobula“ handelt es sich um eine instrumentale Suite in 14 Teilen, die im Pressetext als „eine von Science-Fiction inspirierte Odyssee“ beschrieben wird, „die den Geist der Anmut und Entdeckungslust einfängt, der durch das titelgebende Meeresgeschöpf des Albums verkörpert wird“.
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Wer bei solch einer Beschreibung an Mike Oldfield oder Tangerine Dream denkt, der ist gar nicht so weit von dem entfernt, was auf „Mobula“ tatsächlich zu finden ist. Denn neben dem so charakteristischen kolyadin’schen Piano-Spiel, das stilistisch zwischen Neoklassik und Prog einzuordnen ist, wird man auf „Mobula“ mit sphärisch-cinematischen Klängen konfrontiert, die man gewöhnlich mit Space Rock, Ethno, Folk und New Age in Verbindung bringt. Dass selbst vor elektronischen Beats nicht zurückgeschreckt wird, ist dem Konzept des Albums geschuldet, denn „Mobula“ spiegelt die Bewegungen eines imaginären Planeten und dessen sich ständig ändernde Atmosphären wider. Die Titel der einzelnen Stücke sind dabei der Leitfaden zum Verständnis der Musik, denn mit ihnen wird das in Worte gefasst, was Gleb Kolyadin musikalisch nachzuzeichnen versucht. Es ist ein Unterfangen, das durchweg als gelungen bezeichnet werden darf, auch wenn man nicht die Wahl der gewählten Stilmittel und Instrumente gutheißen muss.
Dass Progfans bei Stücken wie dem mit Supertramp-Querverweisen durchzogenen ‚Parallax‘, dem spacig-oldfield’schen ‚Glimmer‘ oder bei ‚Tempest‘ mit seinem dynamischen Songaufbau freudig strahlen werden, ist kaum zu bezweifeln.
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Dass sich allerdings jeder mit den indischen Bambusflötenklängen einer Bansuri, wie sie in ‚Radiant‘ zu hören sind, anfreunden kann, sei einmal dahingestellt. Und auch minimalistische New-Age-Ambient-Klänge, wie im überaus sanften ‚Starfall‘, dürften nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen – bzw. bei manchem Hörer sogar den Geduldsfaden reißen lassen. Denn je weiter das Album fortschreitet, desto weniger präsent treten der Bass von Zoltan Renaldi sowie die Percussions von Evan Carson in Erscheinung.
Doch gehört dies alles zum Konzept der Platte, denn mit „Mobula“ setzt Kolyadin weniger auf sein virtuoses Tastenspiel als vielmehr auf das Einfangen von Stimmungen und Atmosphäre – und das vorwiegend mit minimalistischen Mitteln.
Bewertung: 11/15 Punkten
Besetzung:
Gleb Kolyadin – grand piano, keyboards
Evan Carson – percussion
Vlad Avy – electric guitar (1, 4, 7, 13)
Ford Collier – low whistles (2, 5, 7, 12), bansuri (5) and bombarde (12)
Liam McLaughlin – electric guitar (10, 12)
Zoltan Renaldi – bass (1, 2, 4, 5, 7, 9, 12), upright bass (12)
Charlie Cawood – acoustic & classical guitar, glockenspiel, guzheng, zither, electric kalimba, taishogoto, bow guitar (4, 9)
PJ Flynn – bass (3)
Henry Isaac Bristow – violin (9)
Ilya Izmaylov – cello (1)
Mr Konin – electronic rhythms
Diskografie (Studioalben):
„Gleb Kolyadin“ (2018)
„Water Movements“ (2021)
„The Outland“ (2022/2023)
„Mobula“ (2025)
Surftipps zu Gleb Kolyadin:
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Rezensionen:
„The Outland“ (2022/2023)
„Water Movements“ (2021)
„Gleb Kolyadin“ (2018)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von cmm zur Verfügung gestellt.