Absent In Body – Plague God

Absent In Body - Plague God (Relapse Records, 25.03.22)(36:24; Vinyl, CD, MC, Digital; Relapse Records, 2022)
Mathieu J. Vandekerckhove. Colin H. Van Eeckhout. Scott Kelly. Igor Cavelera.
Nicht bei jedem dürfte es direkt klingeln, wenn er diese Liste illustrer Namen liest. Doch spätestens wenn man die (Ex-)Stammbands dieser Musiker nennt, sollte allen, die sich auch nur ein wenig mit Metal auskennen, klar werden, dass es sich hier um ein ganz besonderes Projekt handelt:
Amenra. Neurosis. Sepultura.
Drei Bands, die alle auf ihre eigene Weise Musik-Genres geprägt haben und in keiner gutsortierten Plattensammlung fehlen sollten.

Dass “Plague God” bei dieser Zusammensetzung von Künstlern kein erquickendes Album werden würde, das war schon absehbar. Doch wie weit das Quartett mit seinem Erstling das Tor zur Hölle aufstößt, das ist schon furchteinflößend und erinnert in seiner unterkühlten Ästhetik immer wieder sehr stark an “Välde”, den letztjährigen Klang-Monolithen der schwedischen Band Humanity’s Last Breath.

Schon der Opener ‘Rise from Ruins’ ist von einer klaustrophobischen Kälte zwischen Post Metal, Industrial und Drone geprägt, die gleichermaßen abgrundtief und tiefgründig wirkt. Es ist eine Einladung in die Hölle, die aufgrund Cavaleras hypnotischem Tribal-Drummings unwiderstehlich wirkt. Dass einen gleichzeitig aber auch erschaudern lässt, denn van Eckhouts gebellte Vocals klingen, als sei der Höllenhund Kerberos von der Leine gelassen worden.

Auch das anschließende ‘In Spirit In Spite’ lässt einen mit seinen abweisenden Sounds zwischen Industrial und Neurosis noch für eine ganze Weile seelische Qualen erleiden. Bevor sich das Lied nach knapp drei Minuten in seinem Wesen wandelt und einem in Form von psychedelischem Doom ein wenig Linderung der Schmerzen bringt. Ein Stück, das nach seiner Einleitung nicht nur aufgrund Scott Kellys getragenen Sprechgesang an Johan Edlund erinnert, sondern wegen seiner Grundstimmung ganz generell große Parallelen zu Tiamats ‘A Pocket Size Sun’ aufweist.

Doch dieser Wandel ist nur oberflächlicher Natur, denn ‘Sarin’ führt den Hörer ohne Umschweife in das Martyrium zurück, welches schon den Anfang der Platte bestimmt hatte und setzt in Sachen gnadenloser Brutalität noch einen obendrauf. Napalm Death lassen grüßen.


Das Industrial-lastige ‘The Acres The Ache’ wiederum hat Dampfwalzen-Qualitäten, denn dieses Ungetüm von Stück überrollt einen schier durch seine zähflüssige Langsamkeit.

Bleibt am Ende leider nur noch ‘The Half Rising Man’ auf diesem Höllentrip durch den Hades. Ein Stück das ‘Plague God’ noch viel kürzer erscheinen lässt, als es mit seinen gut 36 Minuten bereits ist. Denn erst hier vereinen die vier Musiker von Absent In Body ihr Können zu wahrer Perfektion. Ein Stück, das in seinem Spannungsaufbau intelligent arrangiert ist und durch Cavaleras charakteristisches Schlagzeugspiel zu unglaublicher Tiefenwirkung gelangt. So entsteht langsam aber unweigerlich eine metallisch-industrielle Wall Of Sound, die durch die tiefen Growls schier übermenschlich erscheint. Bis sie urplötzlich von der Bildfläche verschwindet.

Und dann ist Schluss. Einfach so. Ohne jegliche Erlösung.
Bewertung: 13/15 Punkte (FF 13, KR 13)

Plague God by Absent In Body

Absent In Body - Plague God (Relapse Records, 25.03.22)
Besetzung:
Mathieu J. Vandekerckhove (Guitar)
Scott Kelly (Vocals, Guitar)
Colin H. Van Eeckhout (Vocals, Bass)
Igor Cavelera (Drums, Percussion)

Diskografie (Studioalben):
“Plague God” (2022)

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Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Petting Zoo Propaganda zur Verfügung gestellt.