Omega – Omega & Omega III (Reissue)

Omega – Omega & Omega III (Reissue) (MiG, 1973/1974/28.01.22)(1:07:32, Vinyl/CD/Digital, MiG, 1973/1974/2022)
Nachdem sich Sireena vor wenigen Monaten schon des “Working”-Albums angenommen haben, legen die Kollegen von MiG jetzt eine ganze Schippe an Omega-Wiederveröffentlichungen drauf. “Omega” und “Omega III”, die (verwirrenderweise) zweiten bzw. vierten international veröffentlichten Studioalben der Band, machen im Doppel-Digipack den Anfang einer Reissue-Kampagne, die den kompletten Siebziger-Katalog der englischsprachigen Alben der Ungarn umfassen wird.

Der Frühsiebziger-Stil von Omega wurde dominiert von einer Mischung aus handfesten Hardrock-Riffs, psychedelisch-spacigen Elementen und kräftigen Anleihen aus dem Symphonic Prog – nicht unähnlich den ersten drei Grobschnitt-Alben, der “Messin'”/”Solar Fire”-Jahre von Manfred Mann’s Earth Band oder natürlich Eloy, mit denen die Band damals auch gerne verglichen wurden. Viel Hammond-Orgel, viel Mellotron, dazu mehrstimmige Vocals und fantasievolle Arrangements, gerne auch mit einer Extra-Portion Cheese. Neben Sänger János Kóbor hatte Gitarrist György Molnár den höchsten Starfaktor, die fantastischen Soli irgendwo zwischen Mick Ronson und Mick Rodgers (falls sich das jemand vorstellen kann?) gehören immer wieder zu den Highlights der Songs. Beide Alben wurden von Peter Hauke und Dieter Dierks soundtechnisch betreut, klingen also auch produktionstechnisch absolut knorke – zumindest der Entstehungszeit entsprechend.

“Das Rote” aka “Omega” ist von den beiden Alben das verspieltere und, ja, “proggigere”. Natürlich, Omega waren nie Bilderstürmer wie Van Der Graaf oder King Crimson, aber gerade die ruhigen Stücke wie ‘Parting Song’, ‘After A Hard Year’ oder ‘White Magic Stone’ sind doch klar in “unserem” Genre zu verorten, wenn auch eher in dem von The Moody Blues geprägten Zweig, der unter anderem auch Camel und die anderen Wattebauschkrieger hervorbrachte. Dass es vom Schönklang nicht zu viel wird, liegt meist in den Händen von Molnárs schön aggressiven Soli und den immer wieder eingestreuten Hardrockern wie ‘The Bird’ oder ‘The Lying Girl’, die mit ihrem für die Zeit höchst typischen Spaß an soliden Boogie-Grooves bisweilen gar an T. Rex und deren Glamrock-Kollegen erinnern.

Noch mehr Hardrock gibt’s auf “Omega III”, auch wenn man auf die sinfonisch inspirierten Passagen auch hier nicht verzichten muss: sie sind einfach nur knapper arrangiert und mehr in die Songs integriert – gut zu hören im Opener ‘Stormy Fire’. Hatte ich übrigens schon die rattenscharfen Gitarrensoli erwähnt? ‘Go On The Spree’ ruft sogar die “Ma Kelly” bis “Piledriver”-Ära von Status Quo ins Gedächtnis, während die Balladen ‘Remembering’ und vor allem das spacige ‘I Go Away’ wieder eher die Progger ansprechen dürften. Schön auch, dass das abschließende Stück, dass auf den Bacillus-Originalfasungen noch ‘Fancy Jeep’ hieß, nun wie im Original auch kultigerweise ‘Omegauto’ heißt. Da klingt auch schon einmal die “Sweet Fanny Adams”-Phase von The Sweet durch – ja, den Glamrock mochten Omega damals offenbar auch sehr gerne. Die Abwechslung kommt auf den beiden Alben durchaus auch daher, dass nicht einfach wie bei Banco oder PFM die englischen Lyrics über die Originaltakes gesungen wurden, sondern beide Alben komplette Neueinspielungen von Songs aus den fünf vorangegangenen Bandjahren enthielten.

Wer sich bislang noch nicht mit der Band beschäftigt hat und mal wieder Bock auf typisch europäischen Frühsiebziger-Rock hat, findet mit diesen beiden Alben einen ziemlich guten Einstieg ins Omega-Gesamtwerk. Die spacigen, synthielastigeren Nachfolger dürften zwar dem Progger noch ein wenig besser munden, aber dennoch kann für diese längst überfällige Aufarbeitung nur eine unbedingte Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Schade nur, dass die (heute sauteuren) alten Bellaphon-CDs doch ein Stück dynamischer und differenzierter klangen, wovon hauptsächlich die weniger sauber abgesetzten Drums betroffen sind. Gegenüber den leichter erhältlichen Green-Tree-Versionen (waren die überhaupt so wirklich offiziell?) ist diese Neuauflage allerdings deutlich zu bevorzugen.
Ohne Bewertung

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