Spidergawd, Black Mirrors, 18.10.17, Harmonie, Bonn

Der Rockpalast präsentierte mehrere Tage hintereinander in der Bonner Harmonie das Crossroads-Festival. Mit dabei unter anderem Triggerfinger, WolveSpirit, und eine unserer norwegischen Lieblingsbands: Spidergawd. Zusammen mit den Black Mirrors aus Belgien spielten sie am Mittwoch in der Harmonie. Hätte man am Bildschirm oder im Livestream verfolgen können, aber am schönsten ist es doch, vor Ort zu betreuen.

Die Black Mirrors eröffnen das diesjährige Crossroads-Festival in Bonn. Eigentlich hätten an ihrer Stelle heute hier WolveSpirit spielen sollen, diese spielen jedoch einen Tag später. Dafür kriegt das Publikum eine, wie in der Beschreibung zu lesen, Mischung aus “Nirvana, Janis Joplin, Jack White und Queens Of The Stone Age” um die Ohren gehauen. Diese Mischung wird vorgetragen von Pierre Lateur an der Gitarre, Gino Caponi am Bass, Edouard Cabuy am Schlagzeug und der obligatorischen im Mittelpunkt stehenden Frontfrau mit der starken Stimme: Marcella Di Troia. Die Bühne ist mit Teppichen ausgelegt – “they really tied the stage together” – und boten der quirligen Marcella und ihren Kollegen genug Platz zum Austoben. Das machte Spaß, hat aber Potenzial nach oben. Die Band sollte versuchen, nicht zu sehr in den Fahrwassern von Kollegen wie den Blues Pills und ähnlich gearteten Bands zu folgen, sonst könnten sie untergehen. Lieber vorbeiziehen, das Potenzial ist vorhanden!

 

 

 

Um 21 Uhr kommen dann die Spinnengötter auf die Bühne. Nachdem sie zuletzt in Köln durch einen trotz angeschlagenem Per und ohrenbetäubender Lautstärke tollen Gig von sich Reden machten, kann das hier nur gut werden. Wird es auch. Das Quartett ist super drauf und rockt mit ihrer harten, treibenden, vor Kraft und Energie strotzenden Musik alles in Grund und Boden. Und das bei einem durchgehend tollen Sound!
Hallvard Gaardlos am Bass ist ein wenig der John Entwistle der Gruppe, wenn er in seiner Ecke für sich abgeht und alles musikalisch zusammenhält. Rolf Martin Snustad (“Bismarck“, wie er liebevoll von jemandem genannt wurde) macht mit seinem tieftönenden Saxofon den speziellen Stil und Sound der Gruppe aus. Kenneth Kapstadt ist Rockschlagzeuger par excellence – neben facettenreichem und detailverliebten Spiel ist er fast die größte Bühnensau der Band, steht er doch immer wieder zwischendurch auf und prostet zu. Im Gegensatz zu Köln steht er jedoch diesmal nicht vorne am Bühnenrand, sondern ganz in klassischer Schlagzeugermanier weit hinten, was die Kommunikation mit dem Publikum allerdings nur geringfügig einschränkt. Und Per Borten an Gitarre und Gesang ist stimmlich wieder fit und kann diesmal auch Songs des aktuellen Albums singen – wie er direkt eindrucksvoll beim Opener “What Have You Become” beweist. Wahrscheinlich nach diesem Song kriegt er es jedoch irgendwie hin, seinen Amp und/oder sein Effektboard zu schrotten, als er die Gitarre stimmt. Als Laie ist man da überfragt, und vor allem: Man bemerkt den Gig über nichts davon. Er entschuldigt sich jedoch zwischendurch immer wieder. Hätte er nichts gesagt, wäre es ehrlich gesagt wohl keinem aufgefallen.

Die Band bietet über knapp anderthalb Stunden einen Querschnitt ihrer vier Alben, oft werden die Songs live gestreckt und zur Improvisationsfläche für alle Beteiligten. Das macht Spaß und geht nach vorne. Highlights sind “El Corazon del Sol” sowie das mit langem Intro versehene “The Inevitable”, bei dem sie die schönste Passage des letzten Albums oder vielleicht ihrer ganzen Karriere mit voller Wonne zelebrieren – jener Moment, wenn die Band ab der Mitte ruhig wirkt, Per darüber im Black Sabbath Stil soliert und alle schließlich in den erlösenden Moment übergehen. Allein dafür hat sich das Konzert gelohnt.

Nach vorne gehen “Loucille” und “No Man’s Land”, bevor mit dem epischen “Stranglehold” das offizielle Set beendet wird. Nicht ganz, denkt sich Per, hält eben Rücksprache mit seinen Kollegen und stimmt ein in allen offiziellen Setlist-Infos im Netz als “??” betiteltes Lied an. Für den Rezensenten war das aber recht eindeutig noch einmal “What Have You Become”. Den Song kann man ruhig zweimal spielen. Danach geht es von der Bühne, es wird “Zugabe” gerufen, die Band kommt wieder, und rockt mit “Is This Love…?” alles in Grund und Boden. Das Publikum pogt und tobt. Ein wahnsinniger Abschluss eines wahnsinniges Konzerts!

 

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Live-Fotos: Debs Debo Deborah Debsinger