Magma – Köhnzert Zünd

Magma - Köhnzert Zünd(12 CDs, Seventh Records, 2015)
Nachdem bereits 2008 mit der umfangreichen 12-CD-Box „Studio Zünd“ das Studiomaterial von Magma gewürdigt wurde, kommt nun der Live-Rundumschlag. Wer Magma live erlebt hat, weiß, dass es vor allem die Bühne ist, wo die französische Legende um Bandleader Christian Vander ihre wahre Pracht entfaltet.

So sind in dieser Box alle offiziellen Livealben der Band enthalten („Live Köhntark“/„Live Hhaï“ von 1975, „Retrospektïw“ I bis III von 1980, sowie die „Theusz Hamtaahk“-Trilogie von 2001), ergänzt um zwei CDs mit einigen Ausschnitten aus den 2005er-Konzerten, bei denen über mehrere Wochen die komplette Geschichte der Band präsentiert wurde (komplett auf vier DVDs als „Mythes Et Légendes“ erschienen), sowie um einen gleichfalls auf zwei CDs vorliegenden bisher unveröffentlichten Livemitschnitt von 2009 aus dem Pariser Club „Alhambra“. Verzichtet wurde bei den Originalalben auf jegliches Bonusmaterial, und in dieser Box ist auch kein Album aus der umfangreichen und überaus interessanten „AKT“-Liveserie enthalten, die in der Vergangenheit diverse Livemitschnitte von fast jeder Magma-Inkarnation aus dem Zeitraum von 1971 bis 1992 abdeckte. Zu guter Letzt wurde bei dieser Box auch das nur in Japan erhältliche, aber ebenfalls bei Seventh Records erschienene Album „Live in Tokyo“ (2009) nicht berücksichtigt, das u.a. das komplette 2004er-Album „K.A.“ als Liveversion enthält.

Doch genug davon, was nicht in dieser Box enthalten ist. In einer schmucken Verpackung mit dem allseits bekannten Magma-Logo bekommt man hier nicht nur ein reich bebildertes Booklet mit kurzen Liner Notes in französischer und, oh Wunder(!), sogar englischer Sprache, sondern ebenso die monumentale Essenz des Magma-Schaffens auf der Bühne. Das bedeutet: Klassiker wie ‘Mekanïk Destruktïw Kommandöh’ und ‘Theusz Hamtaahk’ in zwei Versionen, aber eben auch neuere Kompositionen wie zum Beispiel ‘Félicité Thösz’, ‘Šlağ Tanz‘ oder ‘Rïah Sahïltaahk‘, die noch andere Nuancen enthalten als ihre erst später veröffentlichten Studioversionen. Eine überaus interessante Überraschung ist das bisher unveröffentlichte „Sëhnntëhndëh“ als letztes Stück des „Alhambra“-Konzerts. Es handelt sich dabei um eine Art Soul-/Gospel-Nummer, die völlig untypisch für die Band klingt. Das knapp 14-minütige Stück steigert sich intensiv und langsam. Weder das fast schon sphärische Gitarrensolo, noch der eher traditionelle Aufbau klingen nach Magma, beides präsentiert jedoch eine interessante und neue Facette, die überzeugt.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW51

Ebenfalls beeindruckt, wie die von Magma begründete einzigartige Zeuhl-Stilistik mit ihrer eigenen Kunstsprache Kobaianisch sich zwischen JazzRock, moderner Klassik und Mystik mit repetitiver, steigernder Charakteristik  wandelt und dabei eine zeitlose Faszination ausübt – egal, ob es sich nun um Aufnahmen aus den 1970er-Jahren oder aus der Neuzeit handelt. Das wirkt selbst bei den neuen Mitschnitten immer noch energetisch, rastlos und überzeugend eingespielt und hat nichts von peinlicher Selbstbeweihräucherung. Magma sind zweifellos immer noch auf der Höhe der Zeit, auch wenn diese kostenintensive Box natürlich vor allem etwas für sammelwütige Fans ist.
Bewertung: 13/15 Punkten

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Abbildungen: Magma / Seventh Records