MP3 / Internet - Fluch oder Segen / Chance or problem?


Bill Bruford (Earthworks):

I don't know and I'm not sure. I have an answer to that: my general feeling is one of support. My general feeling is that whenever some kind of government agency panics or the record industry panic is some way - be it over arrival of cassettes, home taping, the arrival of gramaphons, the arrival of the wireless, the arrival of movies - whenever the industry panics I can only think the world's doing something right. So my natural feeling is one of support. But I'm not familiar, having never downloaded an MP3, shared anything with anybody. I'm not really escpecially qualified to say I think. But in general I think that the coming and going of all, the trafficing of all this music probably only does the artists good.

Arjen Lucassen (Ayreon, Star One, Ambeon):

It certainly is a great chance to get your music to as many people as possible. But at the same time is a big problem because you won't make any money from it, and thus you can't afford to record another album anymore...Short but to the point.

Guy LeBlanc (Nathan Mahl, Camel):

- Chance: the potential for more people to hear our music by a kind of word of mouth through the internet. -Problem: I actually LIKE the cd format. I like to buy cds, listen to them and get into them. I also like to make cds and sell them to people who like them. I have no use for the MP3 format except as an advertising format. One can never expect to stop bootlegging and piracy; however, the concept of music for free is a tough pill to swallow. It still costs alot of money to produce and record music, and one should be able to earn a living from one's work.

Bill Berends (Mastermind):

Personally I think it is a positive thing. For Mastermind - and other small players - it lets people hear our music when obviously it is not on the radio worldwide. Also, for every disc I ever copied myself or MP3 I downloaded, IF I LIKE THE MUSIC, then I always end up buying product from that artist when I probably would not have. With the high price of commercial discs, I try before I buy. With retail "no return" policies I don't risk my cash on a disc I may well hate. Mp3's and CD burning has INCREASED my album buying overall.In any case, it is here to stay and I am against copy protection schemes. I think the global decline in music sales is because of the decline in music QUALITY!!!!! The majors are pumping out crap and COPIES OF CRAP.... so of course sales will drop. What they are selling is garbage..... and therefore people spend their money elsewhere; video games, movies, whatever. Go back to promoting interesting music and the sales figures will rise IMO.

Jody Park (Somnambulist):

I don't have and incredibly strong view either way on MP3s. Perhaps if I was making a living of my music, I would think less of file sharing. As it is, I think it is good way for new artists to get their product to the masses. I believe most people, if they enjoy what they hear on the mp3, go out and buy the CD. The quality is better and you get the extras: lyrics, pictures, etc. Anyway, does any musician need to be making 500 million dollars? The only people as greedy as top 10 pop musicians are professional athletes and CEOs of corporations.

Tomas Bodin (The Flower Kings):

About MP3... well itīs a problem but on other hand the prices are just too high. People donīt want to pay 20 Euro for a CD. So where does all the money goes? In the end the musician gets a pretty small amount per copy. I think itīs time for a big change in the music biz. The big elephants will die and there will be more space for smaller companies. The internet will be a more important market place for music sales. This means that the distribution price will disappear and the total price will get lower. For instance, I will soon release an "ambient" CD on internet. This CD will cost 15 Euro. That is 25 % lower and I would say a pretty fair amount of money. But the buyer have to take the responibility as well. A piracy coping strikes very hard on a small release.


Matthias Harder (Sylvan):

Die großen Plattenfirmen haben in den letzten Jahren sehr viel Geld damit verdient, indem sie fast ausschließlich auf den jungen Konsumenten gesetzt haben. Sie haben Radio und Fernsehprogramme mit aufgebaut, die seit dem rund um die Uhr Hit orientierte Musik für unter zwanzig Jährige spielen. Zu ihrem Leidwesen ist es jetzt aber genau diese Zielgruppe, die am meisten raubkopiert, da sie es - häufig mit Recht! - nicht einsehen, zwanzig Euro für eine weitere Boy- oder Girlgroup von ihrem Taschengeld aufbringen zu müssen. Diese Majorfirmen sollten also zunächst mal ihre Produktpalette überdenken, bevor sie sich über das Internet beschweren.
Kleinere Bands wie wir kennen dieses Problem auch. So manches mal hatten wir schon das zweifelhafte Vergnügen, unsere Musik auf einer Download Site wieder zu finden. Jedoch denke ich, dass die Hörer unsere Zielgruppe- in der Regel der Musikliebhaber über zwanzig - viel schneller bereit sind, sich ein Original zu kaufen, wenn Musik, Produktion und Aufmachung stimmt. Und wenn man diese Faktoren als Band beherzigt, haben wir durch das Internet eine noch nie da gewesene Chance: So können wir unsere Musik mit einer einzigen Homepage weltweit präsentieren. Wir können durch einen Mausklick Informationen oder Ankündigen in die ganze Welt verschicken, ohne dass es uns einen Cent an Porto kostet. Wenn es uns gelingt, in den nächsten Jahren eine treue Fangemeinde aufzubauen, deren E-Mailadressen wir kennen, und die gewillt ist, unsere Musik direkt bei uns zu bestellen, dann reichen auch Verkaufszahlen unter der Zehntausendermarke aus, um Kosten deckend zu arbeiten.


Moschus (Everon):

Um es gleich vorweg zu nehmen: von mir aus können *sämtliche* Major-Labels geschlossen pleite gehen. Also eigentlich sind das ja sowieso nur noch fünf... Kann der Musik nur gut tun. Seit spätestens Ende der '70er ist die Plattenindustrie nicht mehr in der Lage, neue Acts über einen längeren Zeitraum hinweg aufzubauen, um so für eine langfristige Erfolgsbasis zu sorgen. Heute wird stattdessen von aufgeblasenen Schlipsträgern ohne einen Hauch von Ahnung lediglich noch Augenmerk auf die nächsten Quartalszahlen gelegt. Es interessiert bei KEINEM Majorlabel auch nur irgendjemanden die Musik, die verkauft wird, sondern nur und ausschliesslich noch der Umsatz. Und der liess sich in den letzten Jahren auch noch schön berechenbar einfahren, indem man ständig neue Backstreet Boys, No Angels oder Bro'Sis geklont hat. Ok, die No Angels können ausnahmsweise mal tatsächlich singen. Fakt dabei ist jedoch, dass es sich dabei ausschliesslich um gecastete Bands, also Kunstprodukte, handelt. Und deren Halbwertszeit wird jedesmal kürzer. Die Berufsbezeichnung A&R Manager wird in unserer Szene übrigens inzwischen frei mit "Absent & Redundant" übersetzt... In vielen Internet-Foren findet man häufig die Meinung der Konsumenten, daß heute einfach nur noch Scheiss veröffentlich wird. Das trifft leider auch oft genug zu. Ausser den Altstars der Szene in Deutschland: Grönemeyer und den sowieso immer gut abverkaufenden Acts z.B. Stones findet man heute kaum Major-Veröffentlichungen, die nicht nach einem Jahr wieder in der Versenkung verschwunden wären. Denn tatsächlich müssen heute alle *neuen* Bands erstmal von irgendwelchen Indielabels entdeckt werden, bis da eine grosse Firma herangeht. Und die grossen Musikverlage wie signen nur Bands die das machen, was die Majors sowieso schon verkaufen. Da kommt man also ebenfalls nicht herein.
Ebenso kriege ich das Kotzen, wenn ich sehe, wie andererseits von den Majors Geldvernichtung betrieben wird, wenn es um die Produktion von CD's geht. Statt 120.000 Euro in die Produktion der CD einer einzigen neu gesignten Band zu stecken, könnte man unter Garantie genausogut 10 Platten mit 10 anderen genauso guten neuen Bands machen, die KEINESFALLS schlechter klingen müssen, weil sie eben jeweils nur 12.000 Euro gekostet haben! Aber die Majors leben halt in einer verdrehten Welt, wo eine Produktion nicht gut sein *kann*, wenn sie nicht diese Mondpreise kostet. So werden völlig überkommene Mega-Studios künstlich am Leben erhalten, obwohl es meiner Meinung nach keinerlei Rechtfertigung dafür mehr gibt, eine Tagespauschale von 1.500 Euro zu bezahlen, solange man nicht das London Symphonic Orchestra aufnehmen muss! Erst gestern habe ich mich mit Wölli von den Hosen genau darüber unterhalten, und er vertritt da die gleiche Meinung. Wenn man nun also soviel Kohle verschleudert, dann aber bloss noch Kommerzkacke tonnenweise auf den Markt wirft, und sich dann noch wundert, daß kein Mensch mehr bereit ist, dafür auch noch überteuerte Preise für teilweise miserabel kopiergeschützte CD's zu bezahlen, dann ist denjenigen auch nicht mehr zu helfen. Mal davon abgesehen, daß der momentan meist anzutreffende "Kopierschutz" einfach nur künstliche Fehler in den Audio-Datenstrom einfügt, die wir hier bei der Produktion tunlichst zu vermeiden versuchen! Deshalb laufen die Dinger auch nur auf Audio-CD Playern mit Fehler-Interpolations-Chip, der ebenjene herausgechnet. Das sich aber faktisch eine solche neue CD "qualitativ" bereits so verhält wie eine stark gebrauchte, die bereits Kratzer hat, darüber denkt wohl dabei leider keiner nach. Dreimal darf man raten, was passiert, wenn solche geschützten Cd's denn nun tatsächlich noch zusätzlich Gebrauchsspuren bekommen, die sind dann nämlich in Windeseile im Arsch! Auf der anderen Seite stehen die treuen Musikfans, die im Idealfalle das Medium Internet benutzen, um dort neue Bands zu entdecken, da die Plattenfirmen das ja aus o.g. Gründen verschlafen. Das Radio braucht man zu diesem Zweck ebenfalls nicht mehr einschalten, weil ja dort alles gleichgeschaltet ist. Bei Gefallen sollte der Betreffende Surfer dann aber auch bitteschön die CD der betreffenden Band kaufen, anstatt sie bloss für lau zu ziehen! Der wirkliche Fan möchte sowieso immer gerne das Original einer Scheibe seiner Lieblingsbands besitzen, nicht zuletzt wegen Cover, Lyrics etc. Das Leiden liegt aber in der Tat darin, das heute eben ebenso viele Leute grundsätzlich nicht mehr für etwas aus Idealismus zu zahlen bereit sind, wenn sie es ja genausogut umsonst bekommen können, selbst wenn sie es sich leisten könnten. Das bemängeln die Plattenfirmen auch tatsächlich zu Recht. Fakt ist: ICH SELBST BESITZE KEINE EINZIGE SCHWARZGEBRANNTE CD!!! Also darf ich mich auch darüber aufregen, wenn sich Leute in irgendwelchen Foren damit brüsten, bereits seit Jahren keine CD mehr gekauft zu haben. Reicht es nicht, daß in China, Fernost sowie sämtlichen GUS Staaten das Wort Urheberrecht ein Fremdwort ist? Letztenendes wird es dann nämlich irgendwann keine Bands mehr geben, weil keiner mehr bereit ist, etwas für Musik zu bezahlen. Das die Majors komplett verschlafen haben, das Medium Internet für sich zu nutzen, ist eine Tatsache. Die haben viel zu lange auf dem hohen Ross gesessen, und nun ist der Zug abgefahren, weil die Hemmschwelle, in grossem Stil downzuloaden/schwarz zu brennen einfach inzwischen zu niedrig geworden ist. Läuft ja überall als Kavaliersdelikt, denn "das macht da jeder". Halte ich für eine gefährliche Entwicklung, wenn das überhand nimmt. Im Software-Sektor sieht es da ja auch nicht besser aus. Die Produktionsetats für CD Produktionen sind innerhalb der letzten 10 Jahre drastisch geschrumpft, und das nicht nur wegen der "Demokratisierung der Studio-Equipment Preise", sondern auch deshalb, weil gerade kleinere Firmen das Geld einfach nicht mehr haben. Kleine Indies können sich oft einfach keine Produktion mehr leisten, die mehr als vielleicht 3.000 Euro für 'nen kompletten Longplayer kostet! Das das die Qualität der veröffentlichten Scheiben nicht únbedingt erhöht, sollte jedem klar sein. Das führt nämlich inzwischen dazu, daß viele Bands in Ermangelung eines gescheiten Budgets in irgendwelche billigen volldigitalen Schrottstudios produzieren gehen, wo alles auf 'nem besseren Aldi PC aufgenommen wird, natürlich unter ausschliesslicher Verwendung gecrackter Software und bei Gnutella und anderen P2P Börsen runtergeladener PlugIns. Für die Qualität garantiert nicht förderlich. Nicht mehr Qualität, sondern nur noch Quantität zählt halt. Es ist echt erschrecken, wie schlecht viele Neu-Veröffentlichungen gerade im Metal-bereich heutzutage klingen! Auch das führt dazu, daß die Käufer den Preis für eine solche CD als nicht mehr gerechtfertigt ansehen, und kopieren und runterladen, was das Zeug - sorry, die Bandbreite - hergibt. Übrigens sind es garnicht die Labels - und schon garnicht die Künstler! -, die sich den Löwenanteil am Verkaufspreis einer CD auf die Achse tun, sondern meist die grossen Vertriebe.... Und wie gesagt kostet eine vernünftige Produktion aber auch gutes Geld. Der Euro tut heute sein übrigens. CD's müssen gepresst werden. Die Gema/Stemra-Gebühr muss entrichtet werden. Das Artwork etc. kostet auch Geld. Ich kenne einige kleine Labels, denen es garnicht gut geht, und eines davon hat auch bereits pleite gemacht. Das waren aber Idealisten, die die Sache gemacht haben, weil sie sich viel von Ihren Bands etwas versprochen haben... leider sind am Ende nicht die nötigen Stückzahlen verkauft worden. Vielleicht wären sie aber erreicht worden, wenn weniger Leute die Songs nicht direkt von den Servern der betreffenden Bands ober von mp3.com, Audiogalaxy, Kazaa, etc. gezogen hätten. Der allerneueste Klopper: ich habe gehört, das einige Musikportale demnächst von den Künstlern Geld dafür verlangen wollen, wenn diese Ihre Songs zum freien Download dort hochladen möchten - das ist der Gipfel. Nun sollen die Künstler auch noch dafür bezahlen, weil die Konsumenten dazu nicht bereit sind! Solange eine Band unbekannt ist, ist das Internet natürlich eine wunderbare Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn man alles für nöppes verteilt, ist das auch kein Problem. Sollte eine Band aber nach etlichen Jahren vielleicht wirklich endlich mal eine gewisse Bekanntheit erreicht haben, möchte sie dann vielleicht auch endlich mal etwas für ihre Mühe bekommen - und von Ruhm und Ehre kann man nun einmal nicht seinen Kühlschrank füllen. Garantiert wird dann jeder, der heute noch das freie Downloaden propagiert, seine Meinung schlagartig ändern: wenn es nämlich an den eigenen Geldbeutel geht! Was aber alles nichts an der Wurzel des Übels ändert: der seit Jahren ausschliesslich kommerzorientierten Veröffentlichungs-Strategie ausnahmslos aller Majors, die Ihre Kunden bloss noch mit austauschbarer Einheitskost abfüllen, und nun jammern, wenn diese des Frasses überdrüssig geworden sind. Vielleicht werden ja auch einfach deshalb weniger CD's verkauft, weil sich keiner mehr den Schrott anhören kann, der permanent im Fernsehen in Sendungen wie "Popstars" noch vor Erscheinen eines Debut-Albums als "das nächste grosse Ding" angepriesen wird. Britney Spears Verkaufszahlen sind stark gefallen, Avril Lavigne hat sie von der Chartspitze verdrängt. Bands wie Foo Fighters werden wieder gehört. Vielleicht sollte die Industrie mal drüber nachdenken, daß es auch noch echte, handgemachte Musik gibt, und nicht bloss noch Hochglanz-Plastik Pop, der komplett aus der Dose kommt. Wenn der Ruhm der offensichtlich künstlich gehypten Pop-Idole langsam bröckelt, erreichen vielleicht in ein paar Jahren zur Abwechselung einmal wieder die wahren Künstler die Fans. Wenn die festgefahrenen Geschäftspraktiken der grossen Konzerne nicht mehr greifen, sie sich also faktisch das eigene Grab schaufeln, nicht willens, sich ihre Marketing-Fehler einzugestehen, so sehen wir vielleicht aufregenden Zeiten entgegen: Here's to the new era of the underdog!


© Progressive Newsletter + Delicious Agony 2003