Interview
(Progressive Newsletter Nr.38 01/02)
Ausschnitte eines Interviews mit Alexander Weyland (Gesang, Synthesizer, Piano) und Michael Dorniak (Bass, Schlagzeug, Gesang)
Alexander: Traumhaus existiert seit 1994 jedoch zu erst unter einem anderen Namen. Wir haben alle sehr früh angefangen, Musik zu machen und sind uns schließlich in der Schule über den Weg gelaufen.
Michael: Bernhard und ich hatten den gleichen Schlagzeuglehrer und spielten bei ihm in einem Percussionensemble zum erstenmal zusammen.
Alexander: Etwa zur gleichen Zeit traf ich in einer Projektwoche auf Bernhard. Daraus ergab sich eine Band. Ein Auftritt stand bevor und wir brauchten noch Verstärkung. Daraufhin schleppte Bernhard Michael zu einer Probe an. Wir stellten sehr schnell fest das wir sowohl musikalisch als auch menschlich harmonisierten. Lustigerweise spielten wir damals noch in einer ganz anderen Besetzung und zwar spielte Bernhard damals die Drums, Michael den Baß und teilweise die Gitarre und ich hauptsächlich Gitarre und Akkordeon.
Michael: Schon damals entwickelten wir einen eigenen Stil, beeinflusst durch Grunge-Bands aber auch durch Beatles und auch Peter Gabriel. Wir haben, wie das halt so ist, neben selbst organisierten Gigs, auf Partys gespielt. Coverkram gemixt mit eigenen Songs.
Wodurch entstand 1998 der stilistische Wechsel Eurer Vorgängerband Zweeback hin zu dem, was ihr jetzt unter dem Namen Traumhaus spielt?
Michael: Wir fingen an viel bewusster Musik zu hören und kamen weg von allzu eingängigen Songs. Die Texte von Zweeback waren recht pubertär und eher oberflächlicher Natur. Unsere Spielfähigkeiten verbesserten sich und wir hatten mehr Möglichkeiten andere Stilmittel in das Songwriting einfließen zu lassen. Krumme Takte zum Beispiel.
Alexander: Es war uns allerdings wichtig, das die nicht um ihrer selbst Willen existierten, sondern Groove hatten und dem Song dienten. Wir wuchsen neu wieder zusammen und waren eingespielter. Es entstanden komplexere Songs und auch die Texte waren ernsthafter und tiefgehender. "Wandler" war das erste Kind dieser neuen Gruppe. Der Wandel forderte auch einen neuen, passenderen Namen... Wir wollten uns durch die Band eine musikalische Ausdrucksmöglichkeit geben. Sie sollte das Haus für unsere musikalischen Träume werden
Michael: Uns kam schließlich der Name Traumhaus in den Sinn und jetzt, nach unserem Debüt - Album merken wir, wie viel straighter wir geworden sind. Wir haben eine Linie gefunden, die aber trotzdem für uns viel Freiheiten bietet.

Auch wenn es sicherlich schwierig ist, deutsche Texte zu schreiben, so ist mir sprachliche Authenzität, in Sprachen wie z.B. spanisch, italienisch, portugiesisch oder sogar polnisch wesentlich lieber, als radebrechendes Englisch. Was waren Eure Beweggründe, es mit deutschen Texten zu versuchen?
Alexander: Zunächst muß ich dir voll und ganz zustimmen. Mir sind auch Bands, die in ihrer eigenen Muttersprache singen wesentlich lieber als Bands die sich in grausamer Weise an der englischen Sprache vergehen. Das zählt zum einen auch zu den Gründen warum wir uns bewußt für die deutsche Sprache entschieden haben. Wir nehmen die Texte sehr ernst und versuchen den Inhalt mit der Musik zu verknüpfen, und ich denke das kann man am besten bewirken, wenn man auch wirklich weiß was man singt. Bei vielen Bands steht ja hauptsächlich die Musik im Vordergrund und die Texte sind lediglich nebensächlich. Bei Traumhaus soll sich nicht nur mit der Musik, sondern auch mit den Texten auseinandergesetzt werden.
Macht es euch etwas aus, dass Eure Texte nur im deutschsprachigen Raum verstanden werden oder wolltet ihr dem internationalen Anspruch gerecht werden, indem ihr die Texte in eurer CD auch englisch abgedruckt habt?
Alexander: Wir hoffen natürlich auch aufgeschlossene Menschen im Ausland mit diesem Album ansprechen zu können, aber ich denke, dass es eher schwierig wird eine deutschsprachige CD in nicht deutschsprachigen Ländern zu vermarkten. Das Album ist auf jeden Fall in den meisten Ländern erhältlich und wir lassen uns einfach mal überraschen wie es sich letztendlich dort verkauft. Wie du schon erwähnt hast, haben wir auf jeden Fall die Texte auch in englischer Sprache abgedruckt, damit Leute in fremdsprachigen Ländern auch die Möglichkeit haben sich mit den Texten auseinanderzusetzen.
Gerade wenn ich mir ein Lied "Ausgliefert" anschaue, welches von sexuellem Missbrauch bei Kindern handelt, stellt sich für mich die Frage wie Eure Lieder entstehen bzw. wie ihr Eure Textaussagen auswählt. Steht am Anfang eine textliche Idee oder komponiert ihr zuerst die Musik?
Alexander: Am Anfang stehen meistens doch eher die Songideen. Beim Entwickeln der Songs ist es meistens so, daß ich zwar schon Vorstellungen habe, in welche Richtung der textliche Inhalt gehen könnte, ausgearbeitet werden die Ideen dann doch erst wenn der komplette Song steht. Die Themenauswahl der Texte sind meistens Momentaufnahmen, Themen die mich aktuell ansprechen und beschäftigen. Den Text von "Ausgeliefert" habe ich zum Beispiel in einer Zeit geschrieben, in der ich mich intensiv mit der Thematik des Mißbrauchs von Kindern beschäftigt habe. Etwa zeitgleich entstand auch der Song, der mir durch seine Dramatik Parallelen zu einer konkreten Erzählung eines Opfers zeigte.

Wer hatte die Idee für das Cover der CD, welches sehr schön Euren Bandnamen auch optisch umsetzt?
Alexander: Die Idee kam von Stefan Kost. Er kennt den Künstler schon länger. Und wusste auch schon von diesem Bild. Er assoziierte das Motiv direkt mit unserem Bandnamen. Auch wir finden, dass dieses Bild hervorragend auf den Bandnahmen paßt und auch die verschiedenen Facetten unserer Musik ganz gut wiederspiegelt.
Ihr habt ein recht ungewöhnliches Line-Up mit zwei Keyboardern, Gitarre, sowie einen Bassisten / Schlagzeuger in Personalunion. Tretet ihr live mit Gastmusiker(n) auf oder wie hat man sich die instrumentale Verteilung auf der Bühne vorzustellen?
Alexander: Zum Line-up muß ich zunächst sagen, hat sich ein Wechsel vollzogen. Frank unser zweiter Keyboarder hat vor zwei Monaten aus beruflichen Gründen leider die Band verlassen. Doch wir haben mit Kuno Wagner am Stick und Touch-Guitar die Ideale Ergänzung für Traumhaus gefunden. Er ist wirklich ein sehr guter Musiker und paßt musikalisch sowie persönlich gut zu Traumhaus. Ich bin gespannt wie sich durch ihn das zukünftige Songwriting entwickeln wird, da er mit seinem Sound ganz neue Möglichkeiten mit ein bringt. Außerdem sind wir in dieser Besetzung auch hinsichtlich der Live-Auftrittsmöglichkeiten wesentlich kompakter und verleiht uns mehr Flexibilität. So schön zwei Keyboardburgen ja auch sind, leider mußten wir uns auf kleineren Bühnen doch meistens Abstriche machen. In dieser Besetzung ist es uns möglich auf kleineren Bühnen zu spielen.
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2002