Interview
(Progressive Newsletter Nr.45 08/03)
Ausschnitte eines Interviews mit Hubi Meisel (Gesang)
Zuerst stand mein komplett ausgearbeitetes Konzept, und das wurde dann musikalisch umgesetzt. Die Grundidee kam mir in Gestalt einiger Träume sozusagen "über Nacht", und anschließend habe ich mich dann eben bemüht, diese Ideen zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen.
Wie aufwendig gestaltete sich die Recherche bzgl. des historischen bzw. realen Backgrounds der Text zu den Songs?
Ich habe mir schon ein paar Monate Zeit genommen alles peinlich genau zu recherchieren und war in großen Bibliotheken und im Internet zu Gange. Neben dem aktuellen Forschungsstand über Atlantis habe ich eben auch die Originaltexte von Platons "Kriteias" herangezogen, in welchen erstaunlich detailliert über Atlantis berichtet wird. Da ich zudem in der Schule viele Jahre Alt-Griechisch gelernt habe, war dies natürlich ebenfalls von Vorteil, denn so konnte ich auch einige Elemente altgriechischer Mythologie mit einbauen.
Gab es während des ganzen Entstehungsprozesses einen kritischen Punkt, an dem dir ganze Sache zu aufwendig wurde oder verlief alles problemlos?
Na ja, ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass immer alles problemlos funktioniert hätte... dafür ist diese CD einfach zu aufwendig gewesen. Aber da ich - wenn ich mir erst einmal etwas vorgenommen habe - stets sehr hartnäckig an meinen Sachen arbeite, gelang es dann doch sämtliche Höhen und Tiefen zu bewältigen. Manchmal war es aber schon ziemlich nervenaufreibend, und gerade beim Mixing saß mir der Zeitdruck ganz schön im Nacken.
Inwieweit veränderte die Zusammenarbeit mit Vivien Lalu deine ursprünglichen Songideen oder wurden sie erst im Zusammenarbeit mit dem französischen Musiker erarbeitet?
Ich habe in ihm einen sehr guten musikalischen Partner gefunden, der auf meine Wünsche, Anregungen und Ideen sehr genau eingeht und oftmals ohne viele Worte versteht, was ich im Sinn habe. Er ist ein herausragender Prog-Keyboarder und Komponist, und es gelang uns spielend, die Songs gemeinsam zu arrangieren. Er bekam von mir genaue Angaben WIE ich mir eine Passage, bzw. einen Song vorstelle, und er hat es dann versucht meine Vision exakt so umzusetzen. Nach er ein Grundgerüst aufgebaut hatte, haben wir dann immer wieder diskutiert, und so Stück für Stück an den Songs rumgefeilt.

Wie hast du die beteiligten Musiker auf deinem Album ausgewählt?
Marcel Coenen, Ex-Lemur Voice, Sun Caged, hatte ich schon auf „Cut“ mit an Bord und wollte ihn auf jeden Fall nochmals dabei haben, da er ein erstklassiger Prog-Gitarrist ist und ich insbesondere auf seine gefühlvollen und technisch anspruchsvollen Soli stehe! Daniel Flores, meinen schwedischen Drummer, werde ich auch künftig fest dabei haben. Neben seiner Stamm-Combo Mind's Eye war er auch schon für andere Projekte und Bands tätig und ist definitiv einer der besten Drummer in Europa. Zudem sind wir echte Freunde! Vivien Lalu von Shadrane kenne ich schon seit ca. 2 Jahren und wir haben uns auch musikalisch auf Anhieb super verstanden. Ich werde mit ihm auch für die nächste CD zusammenarbeiten. Meinen „EmOcean“ Basser Bamby habe ich auf Empfehlung von Vivien kennen gelernt. Er spielt eigentlich in der französischen Hardcore-Band Absolute und ich fand es total erfrischend einen Bassisten aus einem gänzlich anderen Genre für diese CD zu haben.
War es schwierig fünf Musiker aus vier Länder unter einen Hut zu bringen oder lief der Aufnahmeprozess mehr virtuell über elektronischen Datenaustausch statt?
Nein es war nicht schwierig... denn es sind alles erstklassige Musiker. Die meisten Absprachen laufen tatsächlich über Telefon, e-Mails und MP'3, aber wenn man mit Musikern arbeitet, die ihr Handwerk beherrschen und verstehen was man möchte, dann muss man sich auch nicht unbedingt jeden Tag treffen um dennoch ein professionelles Ergebnis zu erzielen!
Gibt es auch Gedanken, “EmOcean” live aufzuführen oder ist es mehr als ein reines Studioprojekt angelegt?
Natürlich wäre es sehr schön diese Sache den Leuten auch live präsentieren zu können, zumal ich sehr gerne auf der Bühne stehe, aber da ich noch nicht im Alleingang große Hallen füllen kann und eine Umsetzung recht teuer werden dürfte, werde ich mich besser erst mal darauf konzentrieren mir das Vertrauen und Interesse eines größeren Publikums zu erarbeiten. Sobald die Promotion für „EmOcean“ vorbei ist, werde ich jedenfalls mit den Vorarbeiten zur nächsten CD beginnen.
Selten verfügt ein deutscher “Underground” Sänger über einen japanischen Fanclub. Wie kam es dazu?
Haha...das mag zum einen daran liegen, dass man mich im Ausland eben nicht als "Underground-Sänger" bezeichnet, und zum anderen weil die CD Dreamscape "very" in Japan ziemlich eingeschlagen hat... das hat eben einige nette Menschen dort drüben dazu motiviert, den Fanclub ins Leben zu rufen.
Kristian Selm © Progressive Newsletter 2003