CD Kritik Progressive Newsletter Nr.9 (06/1996)
Fonya - Earth shaper
(67:41, Kinesis, 1995)
Mit schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht Fonya = Chris Fournier seine Alben. Zum mittlerweile schon vierten Male liegen hier die neuesten Ergüsse dieses rein instrumentalen Ein-Mann-Projektes vor, und im Begleitschreiben der Plattenfirma wird auch präventiv schon mal das fünfte Werk "Perfect cosmological principle" angekündigt. Inhaltlich ist keine große Veränderung erkennbar, so dass diese Musik vielleicht am treffendsten mit Progressive New Age umschrieben ist. Zwar führt Chris als Vorbilder die frühen Genesis oder Kenso an, seine Vorliebe für Tangerine Dream oder Craft spiegeln sich aber viel intensiver wieder. Die absolute Dehnung minimaler Ideen zu unglaublichen Epen mit Längen von 18 oder 26 Minuten und das ziemlich gleiche Klangbild der Keyboard- und Gitarrensounds hat auf mich den einschläfernden Enthusiasmus von New Age. Nicht dass ich diesen Stil total ablehne, aber dann lieber im Stile eines Andreas Vollenweider, bitte schön! Im Gegensatz dazu legt sich bei diesem Werk ziemlich oft ein recht breiter Soundbrei auf die Gehörgänge. Hier wird eine Musik ohne jegliche Widerhaken, an denen sich die Ohren vielleicht irgendwie stoßen könnten, geboten, damit sehr gut als nicht weiter störenden Hintergrundmusik zu gebrauchen. Bei genauerem Hinhören wirken die Lieder ziemlich ähnlich und weisen keinen großen Wiedererkennungswert auf. Zwischenzeitlich tauchen zwar immer mal passable und brauchbare Ideen oder Passagen auf, diese versinken aber leider viel zu schnell im ausufernden Melodic Sumpf. Richtig gut wird es dann, wenn ausgiebig dem Bombast gefrönt wird, z.B. beim letzten Lied "The last time for Minterra". Die Produktion ist perfekt, die Musik aber einfach nur steril. Weil ab und zu mal etwas schwerfälliger dahergekrochen wird und im Grundgerüst bestimmte allseits bekannte progressive Strukturen zu erkennen sind, geht dieser Stilvergleich mit sehr, sehr viel Zugeständnis gerade noch so durch. Doch klaffen bei dieser Scheibe leider viel zu oft Produktion und Inhalt, sowie Anspruch und Wirklichkeit auseinander, so dass sich auch beim nächsten Werk wahrscheinlich keine dramatischen Änderungen ergeben werden. Nur wem die bisherigen Fonya CDs gefallen haben, der ist auch mit "Earth shaper" bestens bedient.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996