CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

The Healing Road - Birdbrain's travels
(45:48, Musea, 2014)

Inzwischen hat HansPeter Hess, mittlerweile nur noch Hans Hess, unter dem Namen The Healing Road schon fünf Alben veröffentlicht. Es ist bereits eine halbe Dekade her, dass er bei Musea das hervorragende "Tales from the dam" veröffentlichte. Im Anschluss daran hatte er geplant, ein weiteres Prog Rock Album mit zwei Longtracks zu komponieren, das aber im Gegensatz zum Vorgänger deutlich härter, deutlich Rock-orientierter ausfallen sollte. Und so entstand ein 20-Minuten-Titel, der schließlich zu Teil 2 dieses Albums werden sollte. Doch irgendwie kam es zu einem Meinungswechsel, plötzlich stand ihm der Sinn nach einem weiteren Oldfield-beeinflussten Werk. Seine Zielsetzung schwenkte also um in eine ganz andere Richtung, akustische Instrumente sollten nun viel mehr im Fokus stehen. Das Ergebnis ist bekannt, nämlich das ebenfalls bei Musea erschienene "Backdrop" aus dem Jahr 2011. In den beiden Folgejahren kehrte er dann zum Ursprungsgedanken zurück und beendete sein Vorhaben mit dem hier vorliegenden Werk. Und was ist endgültig daraus geworden? Nun ja, genau das, was sich der Musiker auch vorgenommen hatte. Ein in der Tat rockigerer Ansatz, kompakter Sound, Einfluss diverser Gastmusiker - ein etwas anderes The Healing Road Album also im Vergleich zu den Vorgängern. Ein wesentlicher Bestandteil ist ein gewisser Marimba Sound, der dann doch wieder zum Namen Mike Oldfield führt, denn hin und wieder erinnert es an "Incantations" Zeiten. Oder auch an die Finnen von XL, die in der letzten PNL Ausgabe besprochen wurden und ebenfalls vermehrt mit dieser Art elektronischer Marimba Klänge arbeiteten. Die beiden Songs wirken nicht wie im Alleingang eingespielte Kompositionen, sondern klingen eher nach einer gut eingespielten Band, die sich hauptsächlich im Bereich Symphonic Prog bewegt. Das ist teils hymnisch, teils zurück genommen. Ein feines Instrumentalalbum, das im zweiten Teil übrigens ein sehr trauriges Thema bearbeitet, wie man an den eingespielten Texten bemerkt. Dort geht es nämlich um das Schulmassaker aus dem Jahre 2009, das in Hess' Heimatstadt Winnenden stattfand.

Jürgen Meurer



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