CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)
Gerard - Visionary dream
(38:19, Musea, 2012)
Nachdem Gerard mit leicht runderneuerter Besetzung wieder als Quartett mit japanischem Sänger agieren, setzt man musikalisch ebenfalls mehr auf die Vergangenheit. Und das im doppelten Sinne. Denn so wie Mitte der 80er wird der Nippon Bombast nicht mehr alleine von der Instrumentalfraktion getragen, sondern Gesang - übrigens für japanische Verhältnisse wirklich gut zu ertragen und keineswegs stimmlich zu hoch angelegt - und songdienliche Strukturen nehmen einen wesentlich größeren Raum ein. Soweit die Theorie, denn mit "Don't leave me now" ist auf "Visionary dream" gerade mal ein neuer Titel vertreten, ansonsten setzt man auf zeitgemäße Neuinterpretationen von Material aus den 80ern und 90ern. Im Einzelnen bedeutet dies ein Titel vom 84er Debüt, jeweils zwei von "Empty lie, empty dream" (1985) und "Irony of fate" (1991), sowie ein "Spätwerk" von "Meridian" (1998). Natürlich ist das alles japanisch perfekt gemacht und merkt man der Band an, dass sie immer noch mit überschwänglicher, schwungvoller Power, leicht plastikhaften Sounds und dem gewissen Maß an progressiver Bombast Übertreibung Marke Made in Japan agiert, doch warum es dann nur ein neuer Titel sein durfte, darüber darf man nur spekulieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2014