CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Yes - Heaven & earth
(51:29, Frontiers, 2014)

Au weia! Was haben sich Yes nur bei der Veröffentlichung von "Heaven & earth" gedacht? Wenn man bisher meinte, dass das 97er Werk "Open your eyes" den absoluten Tiefpunkt der Yes Historie darstellte, so wird dies mit dem aktuellen Album nochmals ganz locker unterboten. Oder wie es bei der Kritik auf der Internet Plattform laut.de ganz passend zu lesen ist: "In nur fünf Minuten von der Proglegende zur Schlagercombo" bzw. "Man weiß nie, ob der jeweilige Song Spektakel oder Debakel wird". Die offensichtliche Antwort auf die letzte Bemerkung lassen wir besser mal weg... Das Dilemma hängt keineswegs mit dem neuen Sänger Jon Davison zusammen, denn der macht seine Sache ausgesprochen gut, klingt zudem mehr nach Jon Anderson als noch sein Vorgänger. Doch inhaltlich bzw. von der Qualität des Songmaterials ist dieses Album ein gnadenloser Offenbarungseid. Dass Yes keinen Bock mehr darauf haben, ordentlichen Progressive Rock zu spielen - geschenkt. Man muss ja nicht unbedingt im positiven Sinne Robert Fripp nacheifern, der 2011 im hohen Alter unter dem Bandwurm-Namen Jakszyk, Fripp, Collins mit "A scarcity of miracles" immer noch relevante Musik ablieferte. Doch wenn man sich entscheidet, ein luftiges Pop bzw. nettes AOR Album abzuliefern, dann sollte wenigstens der kompositorische Gehalt stimmen. Hier fängt es dann an, richtig peinlich zu werden: "Heaven & earth" ist als Ansammlung von inhaltlichen Belanglosigkeiten, schlagerhaften Nettigkeiten und spielerischer Langweile kaum noch zu unterbieten - vor allem dann, wenn man beim Namen Yes immer noch ein gewisses Maß an inhaltlicher Qualität erwartet. Da nützten auch die kurzen Momente des Aufzuckens, wie beim das Album beschließenden "Subway walls" nur recht wenig. Denn selbst, wenn man das Album ohne den Ballast der eigenen Historie betrachtet, so bleibt nur ein laues Lüftchen für einen lauschigen Sommerabend. Denn für mehr als ganz leises Hintergrundrauschen taugt dieses Album wirklich nicht - egal welchen musikalischen Anspruch man hegt. Traurig, traurig.

Kristian Selm



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