CD Kritik Progressive Newsletter Nr.81 (09/2014)

Nodo Gordiano - Nous
(49:51, AMS, 2014)

Zeit und musikalische Logik spielen bei Nodo Gordiano anscheinend keine so große Rolle. Die Pausen zwischen den einzelnen Alben bewegen sich irgendwo im 4-6 Jahresrhythmus und auch inhaltlich weiß man eigentlich nie, was man erwartet sollte. Doch gerade diese gewisse Unberechenbarkeit, die sich zumindest immer wieder sehr deutlich bei den progressiven 70ern bedient und eine deutliche italienische Note offenbart (liegt nicht nur am landessprachigen Gesang), ist genau das, was bei dieser Band als großer Pluspunkt angeführt werden kann. "Nous", das vierte Studioalbum der Römer, macht da keine Ausnahme. Da gibt es spacige, improvisative Augenblicke, crimsoneske Sprenkler, aber auch leidenschaftlichen Italo Prog, durchbrochen von düsteren, dunklen Stimmungen. Doch war der 2009er Vorgänger "Flektogon" mitunter noch zu experimentell und bisweilen zu orientierungslos ausgefallen, so scheint das um einige Gastmusiker verstärkte Trio inzwischen wieder eine stimmige Gesamtrichtung gefunden zu haben. Die Klangkörper sind strukturierter, atmosphärischer und werden von kompakten Riffs und passenden Stimmungen zusammengehalten. Die Musik hat zuweilen ordentliche Power und geht gut ab, vertraut jedoch nicht gänzlich auf die Vergangenheit, sondern wagt immer wieder Ausflüge in nicht unbedingt alltäglich klingende Terrains. Mit "Nous" gewinnen Nodo Gordiano dem klassischen Italo Prog bzw. 70s Hard Rock / Retro Prog durchaus eine moderne Facette ab. Nicht zu fordernd, nicht zu schräg, aber immer anspruchsvoll und andersartig interessant.

Kristian Selm



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