CD Kritik Progressive Newsletter Nr.80 (04/2014)

Jet Black Sea - The path of least existence
(57:22, Freia Music, 2013)

Auch wenn Freia Music hier nur als Distributor fingieren, so ist es sicherlich eines der ungewöhnlichsten Alben, das das holländische Label vertreibt und ist komplett außerhalb des eigenen stilistischen Fokus zwischen Neo Prog, Art Rock und Prog Metal. Jet Black Sea existiert als Duo. Es ist die Zusammenarbeit des holländischen Keyboarders Michel Simons mit dem englischen Gitarristen Adrian Jones (Nine Stones Close). Sie umschreiben ihr Album als düster, ambient, experimentell und progressiv. All diese Adjektive bereiten einen recht treffend darauf vor, was man beim immer spannungsgeladenen Anhören erwarten darf. "The path of least existence" ist komplett instrumental gehalten, die Stimme wird hier nur ganz selten lautmalerisch eingesetzt. Zudem haben die mal ruhigen, mal sphärischen, hin und wieder auch zu expressiven Ausbrüchen neigenden Strukturen einen weitläufigen, cineastischen Charakter. Dennoch sind Jet Black Sea weit weg von reiner Avantgarde oder Experimentalmusik, selbst wenn metallische Klänge und sperrige Elemente mitunter Einzug halten. Vielmehr ist das Material von deutlichen Songstrukturen und dynamischen Wechseln durchzogen und erinnert hin und wieder an das Material von Djam Karet oder weist gewisse Einflüsse an die King Crimson der 90er auf. Die wenigen Gitarrensoli sind prägnant auf den Punkt gebracht, während die Keyboards meist für Klangflächen und sachte, schwebende Untermalung eingesetzt werden. Die neun Songs sind introvertiert, nachdenklich und zerbrechlich angelegt und lassen in der eigenen Vorstellung einen düsteren Film mit Horrorelementen ablaufen. Eine faszinierende, fordernde Klangreise!

Kristian Selm



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