CD Kritik Progressive Newsletter Nr.7 (02/1996)

Jean Pascal Boffo - Offrande
(52:54, Musea, 1995)

Von einem Album, das komplett von einem Gitarristen komponiert wurde, erwartet man eigentlich, dass genau dieses Instrument im Vordergrund steht. Doch weit gefehlt, Jean Pascal Boffo hält sich meist songdienlich im Hintergrund, nur einzelne Soloeinlagen an Akustik- und E-Gitarre stechen heraus. Herausragendes Instrument ist vielmehr das von Gérard Delesse gespielte Sopransaxophon, wobei gegen Ende der CD Monsieur Boffo mit seinem Sechssaiter doch wieder die Oberhand gewinnt. Weitere Musiker sind Gautier Laurent am Kontrabass und Hervé Rouyer an Schlagzeug und Percussion. Aufgrund der Namen wird schon klar, woher örtlich die Musik kommt, inhaltlich ist dies ein instrumentales, leicht zugängliches Jazzrock-Album mit Folk-Touch. Klanglich und kompositorisch erste Sahne, bieten die vier Franzosen verspielte Strukturen, die zwar nicht unbedingt Wiedererkennungswert haben, weil einprägsame Themen fehlen, sondern die als durchweg guter Jazzrockstandard überzeugen können. Tempomäßig zurückhaltend, wird die Melodieführung von den Klängen des Saxophons geprägt, womit ich schon bei der negativen Kritik wäre. Diese Dominanz sorgt leider oft für gleich scheinende Klanggebilde, obwohl die Kompositionen sich nicht unbedingt gleichen. Bei einem Keyboard- oder Gitarrenalbum sind noch Klangänderungen durch verschiedene Sounds und Spielweisen möglich, bei einem Blasinstrument kann eben spieltechnisch leider nur recht wenig geändert werden. Die Musik plätschert somit gekonnt gespielt vor sich hin und ist auch als Hintergrundmusik oder zur Entspannung bestens geeignet. Wobei gegen Ende dieses Manko wieder zurücktritt, da sich hier die Gitarre in den Vordergrund drängt. Herausheben möchte ich "Mirage", wo kräftig improvisiert wird und Tempo und Aufbau gesteigert werden, sowie "Citadelle", wo die fröhliche Grundstimmung durch dramatischere Klänge durchbrochen wird. Zeitmäßig bewegen sich die zwölf Lieder im Bereich von 1:04 bis 7:44. Neben dem akustischen Wohlklang sorgt die Verpackung in einem schönen Digi-Pack für einen optischen Leckerbissen. Eingehüllt in ein Waldbild finden sich im Inneren geschmackvolle Schwarz-weiß-Bilder der vier Akteure. Als Fazit somit ein schönes, ruhiges Jazzrock-Album für die Freunde entspannter, relaxter Instrumentalmusik.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996