CD Kritik Progressive Newsletter Nr.79 (12/2013)
Nik Turner - Space gypsy
(50:39, Purple Pyramid, 2013)
Während die früheren Soloalben des langjährigen Hawkwind Saxophonisten / Flötisten Nik Turner teilweise im wahrsten Sinne des Wortes "abgespact" waren (so wurde die Grundlage das 78er Werk "Xitintoday" in der Cheopspyramide(!) aufgenommen), kehrt er nun mit "Space gypsy" zum typischen Space Rock Sound seiner eigenen Anfänge zurück. Für Nik Turner kommt diese Rückkehr nicht unbedingt überraschend, da er in den letzten Jahren immer wieder auch im Livekontext auf die erfolgreiche Vergangenheit seiner Hawkwind Zeit zurückgriff. Es erstaunt aber, dass die beteiligten Gastmusiker, wie z.B. Jürgen Engler (Die Krupps), Nicky Garrett (UK Subs), die aus ganz anderen Bereichen wie Industrial oder Punk kommen, ihre eigene Ausrichtung gänzlich beiseiteschieben und die Musik auf diesem Album gänzlich in der 70er Space Rock Tradition gehalten ist. So bestimmen harte Gitarrenriffs, flirrende, sphärische Tastentöne und schwirrende Saxophon- und Flötentöne die 10 Titel, während fein dosierte Mellotronkaskaden und schwebende Endlosklänge für den kosmischen Sound sorgen. Gastauftritte vom ehemaligen Hawkwind Kollegen Simon House oder auch Gong Legende Steve Hillage sorgen für den nötigen Feinschliff. "Space gypsy" klingt vollständig so, als ob es direkt aus den Mid 70ern stammt und muss sich trotz jeglicher Innovationsverweigerungen keineswegs gegen Großtaten wie "Hall of the mountain grill" (1974) oder "Warrior on the edge of time" (1975) von Hawkwind verstecken. Daneben sind es eben auch die weichen, sanften Augenblicke oder experimentelle Anklänge, die dieses Album wieder mehr in irdischen Bahnen führen, die dem Trip in ferne Welten eine gewisse natürliche Erdung verleihen. Zwar war Nik Turner noch nie ein grandioser Sänger, doch seine Art verhallter Sprechgesang passt hier perfekt ins Gesamtgeschehen. Ein aktueller Nostalgietrip, eine gekonnte, überzeugende Verbeugung vor dem kultigen Space Rock der Vergangenheit, die mit Drive, Power und dem gewissen Maß an durchgeknallter Weitläufigkeit herüberkommt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013