CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Nattefrost - Futurized
(52:09, Sireena Records, 2013)

Nattefrost ist ein vor 10 Jahren gegründetes norwegisches Black Metal Projekt. Doch nicht nur das - zum Glück, denn das wäre bei mir sicherlich in ganz falschen Händen. Denn es gibt auch noch ein dänisches Projekt gleichen Namens, noch etwas älter als die Kollegen aus Norwegen, allerdings im Elektronik-Sektor beheimatet. Das erste bei Sireena Records veröffentlichte Album ist immerhin bereits Nattefrosts zehnte CD, wenn man eine Live-Scheibe mitzählen mag. Hinter dem Pseudonym versteckt sich der dänische Keyboarder Bjørn Jeppesen, der die zehn Kompositionen auf seinem aktuellen Album allesamt selbst an Hardware & Software Synthesizer und Vocoder einspielte. "Futurized" bietet keine klassische EM alter Berliner Schule, sondern moderne, rhythmische Sounds, die bisweilen recht locker und flockig daherkommen und auch schon mal den Techno-Bereich streifen. Doch gerade den Kompositionen mit Gesang haftet immer wieder mal ein wenig der Makel des Banalen an. Das erinnert mich gerade bei den gesprochenen Texten ein wenig an die schwächeren Songs des neuen Art of Infinity Albums. Andererseits enthält das Album aber auch einige eher kühl-distanzierte Sounds, die wie Filmmusik zu einem düsteren Science Fiction Film klingen. Irgendwie kann mich das alles nicht so recht überzeugen. Das Album hat zwar auf unterschiedlichste Weise so seine Momente, selbst in den poppigen Parts, doch nachhaltige Wirkung vermag es bei mir nicht zu erzielen, denn richtig spannende und ansprechende Klanggebilde sind nur selten zu hören. Die Zielgruppe dieses Albums dürften diejenigen Hörer sein, die aufgeschlossen gegenüber moderner elektronischer Musik mit Ausflügen in poppige Bereiche sind.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2013