CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Naam - Vow
(37:39, Tee Pee / Cargo, 2013)

Geht's hier um die Verherrlichung des leckeren Naam-Brotes? Ums gelobte Land Kanaam? Mitnichten: Naam sind Ryan Lee Lugar (guit, voc, tambura), John Preston Bundy (bss, voc, pno, synth), Eli Pizzuto (perc) und John Weingarten (org, pno, mell, lap steel). Und sind eine aus Brooklyn kommende Band, die teils doch gewaltig nach einer San Francisco-Spielart von Psychedelic klingt. Ihre EP "The ballad of the starchild" (2012) war schon galaktisch gut. Das limitierte und gesuchte 7-Vinyl mit Nirvana-Coverversionen soll sogar noch schärfer sein. Und zur aktuellen Veröffentlichung kann man eigentlich nur Wow! sagen. Denn die Rekrutierung von Keyboarder John Weingarten war das Beste, was dem bisherigen Trio (außer Per Wiberg vielleicht) hätte passieren können - so intensiv klangen Naam noch nie. Weingartens Beiträge an Synthesizer (das sanfte und doch gewaltige Intro "Silent call"), an teils sehr nach Iron Butterfly klingender Orgel (vgl. "Brightest sight" und "On the hour!") und E-Piano machen aus der Truppe zwar keine Electronica-Band, aber lassen sie via Space Machine sanft ins All entschweben, bis die gewohnt deftigen Fuzz-Riffs sie wieder erden. Die (im schmucken Digibook leider nicht enthaltenen) Texte sollen sich diesmal weniger um höhere Mächte als um Sexualität, Verlangen und Hedonismus drehen. Das schadet Songs wie dem geheimnisvollen Percussion-Intermezzo "In and thru" oder dem durch Glocken und eine traurige Slide-Gitarre vielschichtiger geratenen "Pardoned pleasure" gar nicht. "Laid to rest" ist fast Akustik-Folk, "Midnight glow" wieder lupenreiner Stoner Rock und der vom Riff her deutlich an "Nantucket sleighride" angelehnte Longtrack "Beyond" gewinnt noch durch Gesang und klagende Rufe von Rachelle Rahme, der Regisseurin von Naams "Skyling slip"-Video. Mit dem ruhigen "Adagio" kommen wir am Ende der stolze 37 Minuten spielenden EP wieder sanft zur Landung. Wunderbar.

Klaus Reckert



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