CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Mr. So & So - Truths, lies & half lies
(66:46, Privatpressung, 2013)
Nach simplen Regeln des Schubladendenkens haben Mr.So & So noch nie funktioniert. Bereits seit den 90ern aktiv, arbeiteten sie bereits mit Steve Rothery zusammen, unterstützten Marillion auf deren "This strange engine" Tour und brachen im Jahr 2000 letztendlich auseinander. Mit einem runderneuerten Line-Up ist man jedoch inzwischen seit einigen Jahren wieder aktiv und legt mit "Truths, lies & half lies" eine anspruchsvolle Rockscheibe vor, die sich abermals nicht um eine allzu plakative Stilzuordnung kümmert. So hat zu Beginn des Albums vor allem ein recht druckvoller Gitarrensound das Sagen, während die Arrangements ebenfalls auf direkte, straighte, aber keineswegs platte Momente setzen. Das hat teils fast schon metallische Härte, jedoch gehören packende Hooks seit jeher zu den Trademarks der Briten. Auch der Wechsel zwischen den beiden Gesangsstimmen von Shaun McGowan und Charlotte Evans sorgt für ordentliche Power und Spannungsmomente. Im weiteren Verlauf des Albums gewinnt das Material jedoch mehr an inhaltlicher Vielschichtigkeit, so dass sich sinfonische Rockparts mit songdienlichem Art Rock moderner Prägung geschickt austarieren. Daneben bleibt aber ebenso Platz für eine balladenhafte Pianonummer und leichtes World Music Flair. Die Band, wie im Werbezettel geschehen, lediglich als musikalisch ähnlichen Mix zwischen Marillion, Pallas und It Bites einzusortieren, wird Mr.So & So eigentlich nicht gerecht, denn hier steckt doch viel mehr drinnen. Somit ist "Truths, lies & half lies" in erster Linie eine erfrische und überaus variable Art Rockscheibe.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013