CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Majestic - Arrival
(77:32, Mals, 2009)
Majestic - Clover Suite
(30:35, Privatpressung, 2009)
Proximal Distance - Proximal Distance
(74 :26, Privatpressung, 2010)
Majestic - Atarxia
(78:24, Privatpressung, 2010)
Majestic - Labyrinth
(61:06, Privatpressung, 2011)

Um mehr über den Back-Katalog von Majestic zu erfahren, schaut man einfach mal auf deren Homepage nach unter: www.majesticsongs.com/blog/ discography. Dort sehe ich allein fünf Alben, die zwischen 2009 und 2011 produziert wurden. Respekt! Es geht los mit: "Arrival". Und das ist nicht gerade ein schüchterner erster Gehversuch! Aus zwei Gründen. Zum einen ist es eben nicht das erste Majestic Album, denn das heißt Descension und stammt aus dem Jahre 2008. Warum dies gar nicht erst auf der Homepage auftaucht, wird im Interview erklärt. Zum anderen zeugt die Tatsache, dass das - laut Homepage - Debüt gerade mal aus 4 Titeln besteht, von gesundem Selbstvertrauen. Davon mit dem Opener "Gray" (22:38) und dem abschließenden Titelsong (36:04) zwei überaus respektable Longtracks. Man glaubt es kaum, aber dies ist kein Bandalbum, sondern allein von Jeff Hamel eingespielt. Lediglich Sängerin Jessica Rasche sorgt für eine fremde Handschrift. Das ist eine Art Heavy Symphonic Rock, gewisse Ähnlichkeiten mit Ayreon sind nicht von der Hand zu weisen. Keyboards und Gitarren ergänzen sich prima, lediglich der nach Programmierung klingende Schlagzeugsound weist ein paar Schwächen auf. Ein guter Anfang! Noch aus dem gleichen Jahr stammt die EP "Clover Suite", bestehend aus einem in 4 Sektionen aufgeteilten Titel. Auch hier geht die vom Debüt bereits bekannte Duo-Formation an den Start, musikalisch bleibt die Ausrichtung unverändert. Dieses Album kann kostenlos von der bandeigenen Homepage (siehe oben) heruntergeladen werden. Ich ordne dieses Album mal dem Bandnamen Majestic zu, obwohl dies nicht so ganz korrekt ist. Denn es handelt sich um das gleichnamige Album der Band Proximal Distance, der Name Majestic fällt hier nur an einer Stelle, und zwar in der Link-Auflistung auf dem Back-Cover. Da es aber auf der Homepage ohne weiteren Kommentar mit aufgelistet ist, sortiere ich es an dieser Stelle mit ein. Die Cover-Gestaltung - speziell das Innenleben - ist wieder nett gemacht. Wie gehabt singt auch hier wieder Frau Rasche. Was dieses Album aber von den späteren Alben unterscheidet ist, dass Jeff Hamel nicht mehr oder weniger als Alleinunterhalter unterwegs ist, sondern ein gewisser Gregg Johns ebenfalls an Tasten / Gitarren / Mandoline beiträgt und auch für etwa die Hälfte der Kompositionen verantwortlich zeichnet. Johns ist übrigens auch als Kopf der Band Slychosis aktiv. Die Mischung aus Neo Prog, Melodic Rock und Symphonic Rock ist recht eingängig, weist aber ein paar Längen auf. Der erste optische Eindruck ist positiv. Eine schöne Covergestaltung ist ja schon mal kein schlechter Anfang, aber warum muss die Titelauflistung auf der Rückseite zum Beispiel so dermaßen klein sein, dass es in den Augen wehtut, wenn man versucht, es zu entziffern? Platz genug wäre zumindest gewesen. Und was erwartet man nun beim Anblick eines solchen Covers: Barockes? Power Metal? Nach ruhigem Start mit Frauengesang legt man dann im zweiten Titel schon ordentlich los. Heavy Symphonic Prog ist es, was nun geboten wird. Und - wie bei Majestic schon bekannt - die Besetzungsliste ist schnell aufgelistet: Jeff Hamel, der wieder fast alle Gitarren- und Keyboardparts übernimmt, sowie Bass und Gesang. Dazu am Schlagzeug Chris Nathe und als Sängerin erneut Jessica Rasche. Auf vereinzelten Titeln agieren zudem noch ein paar Gastmusiker. In manchen Songs kommt man schon recht dicht an Ayreon-artige Kompositionen heran, aber es gibt durchaus auch anders gelagerte Ausrichtungen. Der Song "Delusion" beispielsweise ist eher in Richtung Space / Psychedelic Rock einzuordnen, während das abschließende "Reflections" eine schöne Ballade mit dominanter Akustik-Gitarre darstellt. Feines, abwechslungsreiches Werk, bei dem ich lediglich das persönliche Problem habe, dass ich den Gesang von Frau Rasche nicht wirklich in allen Songs mag. Eine Spielzeit von über einer Stunde, und dabei nur 3 Songs, das riecht ja mal wieder schwer nach Longtracks. Aber - das wissen wir ja jetzt mittlerweile - das ist für Jeff Hamel's Majestic keine ungewöhnliche Sache, sondern fast schon Standard. Gleich der Opener, das Titelstück, bringt es auf über 31 Minuten, gefolgt von den 2 viertel-stündigen Nummern "Mosaic" und "Phoenix rising". Als eine Art Dankeschön hat Hamel auch dieses Werk als frei verfügbaren Download auf seiner Homepage bereit gestellt. Begleitet wird er erneut von Sängerin Jessica Rasche, Schlagzeuger John Wooten und am Bass abwechselnd von Scott Hamel und Jerry Swan. Im Kern ist die Musik wieder typisch für Majestic - in den langen Songs wird auch Freiraum geschaffen für ein paar Instrumentalausflüge mit improvisativem Charakter, die das Ganze auflockern. Bietet sich zum Kennenlernen an!

Jürgen Meurer



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