CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Lizard - Master & M
(52:05, Lynx Music, 2013)
Über die Jahre haben sich Lizard als eine Art polnische King Crimson Inspirationsband der allerbesten Art etabliert. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass die Formation nicht über eine gewisse eigene Note verfügt, die eben nicht nur mit dem Gesang in Landessprache zusammenhängt. Denn neben den crimsonesken Klangmustern - changierend zwischen 70er Jahre "Red" Phase und 80er / 90er Jahre Sounds der karmesinroten Könige - sind Lizard deutlich bemüht, die schrägen und anspruchsvollen Klänge weitaus fokussierter und weniger technisch als beim Vorbild erklingen zu lassen. "Master & M" macht da keine Ausnahme. Die fünf Titel, einfachheitshalber in "Chapter I" bis "Chapter V" durchnummeriert, wechseln zwischen sinfonischem Retro Prog und grooviger Komplexität, verlieren sich jedoch niemals in reine Technikschlachten. Auch wenn sich die Band seit dem letzten Album "SPAM" von 2006 augenscheinlich nur sehr marginal verändert bzw. weiterentwickelt hat, so macht es eben von Zeit zu Zeit durchaus Laune, wenn man immer wieder irgendwie bekannt erscheinende Kompositionsmuster vernimmt. Die Musik des Quintetts überzeugt trotz aller verschachtelter Rhythmik mit so etwas wie direkter Rockigkeit, einer gefälligen bis herzhaften Note, die mit Schärfe und Direktheit punktet. Sphärische bis kernige Gitarrenriffs bestimmen zwar das Geschehen, über dem der kraftvolle, kompromisslose, sehr dominante Gesangsstil von Damian Bydlinski deutliche Spuren hinterlässt. Trotzdem schlagen sich die polnischen King Crimson mit ihrem aktuellen Output auf dem schmalen Pfad zwischen Plagiat und Inspiration mehr auf die Seite der eingebungsvollen Eigenständigkeit.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013