CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Robert Jürjendal - Source of joy
(54:49, Unsung Records, 2013)
Auch wenn Robert Jürjendal seit mehr als zwei Jahrzehnten aktiv ist, so legt der estnische Gitarrist / Komponist mit "Source of joy" sein erstes Soloalbum vor. Das Werk entstand über eine Zeit von drei Jahren und viele Ideen wurden an den unterschiedlichsten Lokalitäten aufgenommen (im Hotel, zu Hause, im Garten und sogar in der Sauna!). Daraus entstanden letztendlich 13 individuelle Musikstücke, bei der u.a. als Gäste Arvo Urb (ex-Mitglied von der legendären estnischen Prog Formation In Spe), Geoff Leigh (u.a. Henry Cow), sowie auch Jürjendals Kinder an Cello und Gesang zu hören sind. Dass der klassisch geschulte Gitarrist in den 90ern Robert Fripp's Guitar Craft entdeckte, spiegelt sich sehr offensichtlich in Klangspektrum und musikalischen Ansatz der Kompositionen wieder. Da wird viel mit Loops, schwebenden Tönen und cineastischen Klangflächen gearbeitet, strahlt die Musik eine melancholische, geradezu friedfertige Schönheit aus, ist diese geprägt von weichen Melodiebögen und harmonischen Strukturen. Die manchmal fast schon pastoralen Klänge wirken würdevoll und schwingen sich in ätherischen Höhen hoch. Trotzdem bekommt man hier kein spannungsarmes New Age Geklimper geboten, denn zum einen wird hier teils in Rockbesetzung musiziert, mitunter sperrige, jazzige bis hin zu avantgardistische Klangstrukturen angerissen, zum anderen sorgen einige inhaltliche Verzwirbelungen, leicht psychedelischer Touch und gerade die klangliche Vielfalt für interessante Wendungen. Wie bei Produktionen von Unsung Records gewohnt (u.a. Tuner, Centrozoon) sind Sound, Produktion und Qualität auf gewohnt hohem Niveau. Wer sich also einer fast rein instrumentalen Welt zwischen Ambient, geschmackvoller Klangästhetik und zurückgenommenen Kunst Rock wohl fühlt, bekommt hier ein wunderbares Album für die nachdenklichen Stunden des Lebens.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013