CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Humble Grumble - Guzzle it up!
(44:26, AltrOck Productions, 2013)

Bei der subjektiven Wahrnehmung progressiver Musik aus Belgien fallen viele Bands in zwei Kategorien. Zum einen sinfonische, neo-progressive Formationen, die stilistisch plakativ irgendwie (fast) immer in der zweiten Reihe agieren, zum anderen kammermusikalische, schräge Formationen, die zum Besten gehören, was dieses Genre zu bieten hat. Humble Grumble gehören zweifellos mehr zur zweiten Kategorie, dennoch passen sie nicht ganz ins klassische Chamber Rock Raster, sondern sind mehr dem Adjektiv "schräg" verpflichtet. Ihre Musik ist knallbunt lebendig, sie stehen dem alternativen Rockchaos und zappaesken Strukturen ziemlich nah. "Guzzle it up!" ist wie die Vorgängeralben ein ungestümes Kaleidoskop der wilden Ideen, der unvorhersehbaren Durchgeknalltheiten. Ob Rock, Jazz, Funk, Folk, Country, Prog - alles ist erlaubt, so lange es irgendwie groovig vermengt werden kann. Deshalb verwundert es nicht weiter, dass man massive Brass Attacken gepaart mit schrägen Wendungen und ironische Selbstbetrachtung in bester Zappa Manier, sowie flott galoppierende Rhythmik zuhauf um die Ohren geblasen bekommt. Nun ja, ehrlich gesagt ist nicht alles 100% gelungen, gerade die mediokren Gesangsdarbietungen sind der eindeutige Schwachpunkt bei Humble Grumble. Doch wischt die qualitativ hochwertige, überaus ironische Expressivmusik im Vollgasmodus einiges weg, fallen komplexe und schräge Wendungen immer inspirativ beeindruckend aus. Der Wahnsinn hat bei Humble Grumble schlichtweg Methode, erweckt jedoch niemals den Eindruck, dass man nur auf plakative Selbstdarstellung schielt. Wer glücklich lächelnd dem musikalisch durchkalkulierten Schwachsinn auf höchstem Niveau eine Chance geben will, der ist hier genau richtig.

Kristian Selm



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