CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Arnioe - Tension and release
(52:23, Privatpressung, 2013)
In guter, alter Tradition ist dem Albumtitel des neuen Arnioe-Albums wieder zu entnehmen, um die wievielte Veröffentlichung es sich handelt (siehe auch frühere PNL-Ausgabe und der Hinweis, dass man gedanklich noch 3 nicht mehr erhältliche Alben hinzuzählen muss). Das war in diesem Falle relativ einfach, beim nächsten Album benötigt es dann doch ziemlich viel Fantasie - mal sehen, was sich der in Australien lebende gebürtige Österreicher Aron Scharfegger alias Arnioe dann einfallen lässt. Dank der farblichen Absetzung wird man auf der Albumrückseite bei der Auflistung der Songtitel auch noch mit der Nase drauf gestoßen, dass Teile der Titel schließlich den Albumnamen ergeben. Sieben Songs enthält das aktuelle Werk, mit Ausnahme eines recht kurzen Titels allesamt im 7 bis 10-Minuten Bereich angesiedelt. Arnioe bedient wieder sämtliche Instrumente selbst, das Schlagzeug ist zum Glück aber nicht programmiert, sondern wird von Richard Paitsch eingespielt. Auf seiner Homepage (www.arnioe.com) beschreibt er, dass noch eine Portion Yes und Pink Floyd in den Arnioe-typischen Sound eingebunden wurde. Das kann ich nur bedingt unterschreiben. Sicherlich gibt es Momente, in denen dies aufflackert, aber das geht nicht so weit, dass ich das Album zum Beispiel jedem Yes-Fan dringend empfehlen würde. Allerdings ist es in einem Song dann doch weit mehr als nur ein kurzer Moment: in "Centre of the universe" ist das letzte Drittel eindeutig "Würm"-inspiriert, denn es klingt doch sehr nach dem Schlussteil von "Starship trooper". Derartiges ist sicherlich mit der Aussage auf der Homepage gemeint - und dieser Titel kann mich auch durchaus begeistern. Was nicht unbedingt für alle Songs gilt, denn die Art des Gesangsvortrags ist nach wie vor recht speziell und gefällt nicht unbedingt immer. Auf jeden Fall kann man sagen, dass Arnioe sowohl den Gesang als auch sein Gitarrenspiel betreffend eine eigene Note entwickelt hat, sodass man manchen Song recht eindeutig als einen Arnioe-Song erkennen kann. Und auf "Tension and release" bewegt er sich wieder auf dem üblichen Terrain, d.h. den Hörer erwartet eine Mischung aus mainstreamigem Prog Rock und leicht symphonischem Art Rock, wobei hier tendenziell Ersteres überwiegt. Wie gesagt, Yes ist zumindest auf einem Titel klar herauszuhören, Pink Floyd eher nicht, der Abschlusstitel erinnert mich bisweilen ein wenig an die aktuelle Version von Nektar. Ordentliches Album.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2013