CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Geysir - Urworte
(26:45, Hey! Blau, 2011)

Übersprudelnd und explosiv - Synonyme, die man mit einem Geysir in Verbindung bringt. "Urworte", das Minialbum des internationalen Bandprojekts um den in Bonn ansässigen Violinisten Frank Brempel, handelt als Konzeptwerk von der Erschaffung von Leben und dem Leben als Zyklus. Entsprechend explosiv, energetisch vital und textlich bedeutungsschwanger präsentieren sich die sieben Songs auf diesem Album. Schubladendenken hilft hier nur wenig, denn mit Elementen aus Rock, Avantgarde und Klassik in kunstvoller, sehr wuchtiger Vereinigung entspricht man keiner offensichtlichten Erwartungshaltung. Es kracht, flüstert und stöhnt, fragile Zerbrechlichkeit trifft auf übermächtige, schwermütige Power. Geysir überzeugen als überraschendes Projekt, das mit Piano, Violine, Gitarre, Bass, Schlagzeug und deutschsprachigem Gesang (u.a. mit Textinspirationen von Goethe) mal anhimmelnd sanft, mal expressiv drückend den Hörer in eine ganz eigene Welt mitnimmt. Mit kraftvollen Riffs oder feingliedriger Violinenpower gelingt eine innere Spannungstiefe, die überrascht und fasziniert. Schade nur, dass nach knapp 27 Minuten schon wieder Schluss ist. Wenn es so etwas wie eine musikalische Gerechtigkeit gibt, dann hört man zukünftig nicht nur diese "Urworte", sondern hier ist noch viel mehr zu sagen.

Kristian Selm



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