CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Eclipse Sol-Air - Schizophilia
(51:13, Artist Station, 2013)
Eclipse Sol-Air ist keine Band, die sich sofort und relativ einfach in eine Schublade quetschen lässt. Gerade durch die ungewöhnliche Vielschichtigkeit entfernt sich die in Süddeutschland ansässige deutsch-französische, klassisch ausgebildete Formation aus den Klauen der Vorhersehbarkeit, des schablonenhaften Denkens. "Schizophilia" überrascht durch seine inhaltliche Vielseitigkeit und Mehrsprachigkeit. Man wechselt nicht nur sprachlich zwischen Französisch, Englisch und Deutsch, sondern geht ebenso stilistisch einen sehr weitgefassten musikalischen Weg. Bestens von Eloy Mastermind Frank Bornemann produziert, wandelt die Band zwischen chansonhafter Folk Kunstfertigkeit, verspieltem Art Rock, weltmusikalischen Ansätzen und jeder Menge stimmungsvoller Tiefgründigkeit mit leichtem Pop Appeal. Die auf dem Promozettel angegeben musikalischen Parallelen zu Yes, Nightwish, Jethro Tull, Rammstein und Pink Floyd dokumentieren in erster Linie die Mehrschichtigkeit der Band. Doch entgegen der geschürten Erwartungshaltung, dass man hier nun Vergleichsmomente zu allen angeführten Inspirationsquellen finden wird, gehen Eclipse Sol-Air definitiv ihren eigenen Weg und verzichten auf offensichtliche Zitate. Die acht Tracks auf "Schizophilia" setzen auf ein stimmungsvolles Retro Rock Fundament, das jede Menge Raum für spannungsvolle Instrumentalexkursionen lässt, aber ebenso den verschiedenen Singstimmen und Sprachen Entfaltungsräume lässt. Am deutlichsten setzt sich auf der instrumentalen Seite die Flöte in Szene, während gerade der francophile Einschlag immer wieder für eine gewisse inhaltliche Lockerheit sorgt. Dagegen wirken die englischen Gesangselemente mitunter etwas zu gestelzt, doch sind es gerade die Gegensätze, die die Faszination der Musik die nötigen Spannungselemente verleihen und vor allem im instrumentalen Bereich wird überaus lebendig soliert. Das konzeptionell angelegte "Schizophilia" überzeugt somit als genreübergreifendes Werk, so dass Eclipse Sol-Air definitiv nicht Gefahr laufen, nur als Prog Nischenband sich ihr Publikum zu erspielen. Ein schöner Blick über den allgemeinen Prog Tellerrand.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013