CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Djam Karet - The trip
(47:02, Privatpressung, 2013)
8 Jahre ließen Djam Karet seit dem letzten offiziellen Studioalbum "Recollection harvest" ins Land ziehen. Hatten sich die seit den 80ern aktiven Amerikaner auf ihren letzten Alben immer mehr Richtung gitarrenlastigem Retro Prog mit spaciger bzw. crimsonesken Elementen entwickelt, so ist "The trip" in gewisser Weise eine Rückkehr zur anderen musikalischen Seite der Band. Bereits in den 90ern spielte man einige Electronic / Ambient Alben ein, die ausschließlich auf schwebende, meditative Elemente setzen und ganz im Gegensatz zur rockigen, progressiven Note der anderen Werke standen. "The trip" setzt wieder einen verstärkten Fokus auf diese in sich gekehrten Sounds, ist letztes Endes aber dann doch Neuland bzw. eine homogene Verbindung von den zwei musikalischen Ebenen, für die Djam Karet stehen. Auch wenn nur ein einziger Titel auf "The trip" vertreten ist, was natürlich sehr, sehr viel Raum für langsame Entwicklungen lässt, so handelt es sich genau genommen doch um einzelne Teile bzw. Fragmente, die zu einem großen Ganzen verschmolzen wurden. So setzt z.B. erst nach über 18 Minuten zum ersten Mal überhaupt das Schlagzeug ein, während zuvor die ätherischen Klangmuster aus Gitarren und elektronischen Effekten den Inhalt bestimmten. Doch auch wenn die gedanklich versenkten Momente als Essenz des 47-minütigen Songmonolithen dominieren, so schälen sich eben auch gewisse, fast schon als eigenständige Kompositionen zu titulierende Fragmente heraus, die mehr nach Djam Karet der jüngsten Vergangenheit klingen. Gerade um Minuten 20-28 bzw. 38-45 herum, jammen Orgel, Synthies und Gitarren in psychedelischer, weltraumartiger Rock Tradition. "The trip" hat nicht nur eine gewisse cineastische Weitläufigkeit - böse Zungen können auch behaupten inhaltliche Leere - sondern spacige Elemente, Soundexperimente und Retro Zutaten füllen die entspannende Wirkung mit etwas mehr Gehalt. Trotzdem braucht man für "The trip" die entsprechende Muße und Zeit, klingt alles eher nach einer langen Improvisation und ist vielleicht nicht unbedingt 100%ig das, was man nach 8 Jahren Abstinenz von Djam Karet erwartet hätte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013