CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Dialeto - The last tribe
(46:59, Moonjune Records, 2013)
Während gerade südamerikanische Bands aus Chile und Argentinien über einen gewissen qualitativen Stellenwert mit entsprechenden Vorschußlorbeeren verfügen, kämpfen Progbands aus Brasilien oftmals mit dem Makel einer gewissen Weichheit, einer für europäische Ohren klanglichen Beliebigkeit. Doch wenn das eher für schräge, jazzige und sperrige Töne bekannte Label Moonjune Records eine brasilianische Band unter Vertrag nimmt, dann lässt dies bereits auf eine gewisse musikalische Qualität und Ausrichtung schließen. Und richtig: "The last tribe", das internationale Debüt und mittlerweile dritte Album der Band aus São Paulo, klingt weniger nach Weichspülsound und Bossa Nova Rhythmik, die oftmals den Sound von Sinfonikbands vom Zuckerhut dominieren. Der rein instrumentale Ansatz des Trios Dialeto ist eher international und ohne national erkennbare Zuordnung ausgerichtet. Markante Gitarrenriffs, Rock Appeal und polternde Rhythmik sind im typischen Power Trio Terrain angesiedelt. Wandelnd zwischen erdigem, energetisch auf den Punkt gebrachten Hard Rock und groovigem Power Prog wird hier direkt, aber immer leicht verspielt und spontan losgerockt. Richtig ungenießbar und zu anspruchsvoll wird es jedoch niemals, Dialeto sind definitiv keine selbstverliebten Egomanen. Instrumentaler Power Trio Rock, der ohne jegliche Latin- und Frickelelemente direkt und schnörkellos auf die Magengegend zielt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013