CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Days Between Stations - In extremis
(69:40, Privatpressung, 2013)
Das amerikanische Duo Oscar Fuentues Bills (Keyboards) und Sepand Samzadeh (Gitarre) a.k.a. Days Between Stations setzt auch auf seinem zweiten Album wieder auf jede Menge Gastmusiker (u.a. mit Bläsern und Streichern), sowie einen Mix aus Sinfonik, ungewöhnlichen Instrumenten und Atmosphäre. Gerade die namhaften Mitwirkenden lassen aufhorchen, sind hier u.a. Tony Levin (u.a. Peter Gabriel, King Crimson), Peter Banks (ex-Yes), Rick Wakeman und als Sänger, Schlagzeuger(!) und Produzent Billy Sherwood (ex-Yes, Circa, World Trade) vertreten. Wenn bei manchem der Name Billy Sherwood schrill die Alarmglocken klingeln lässt, so sei hier zum Großteil Entwarnung gegeben. Bis auf ein paar Einsätze, die eben nach typischem, etwas aufgeblasenen Sherwood Bombast klingen, sorgt er vielmehr für einen voluminösen, aber auch differenzierten Sound und nimmt nur wenig von der eigenständigen Note des musikalischen Duos weg. Wie bereits das überzeugende, namenlose Debüt hat auch der Nachfolger, trotz bekannter Versatzstücke, sein ganz eigenes Flair. Leider wurden vor allem die Bläserparts fast komplett zurückgefahren, doch noch immer überzeugt die Verbindung aus interessanten klanglichen Ideen, atmosphärischer Dichte mit sehr viel instrumentalem Ausgestaltungsraum und die Balance aus aktuellen und historischen Sounds. Besonders sticht aus den acht Titeln das knapp 10-minütige "Blackfoot" heraus. Von flirrenden bis euphorischen Gitarrenlinien, sowie dahin gleitenden Keyboardfiguren dominiert, stimmungsmäßig zwischen Melancholie und leicht floydiger Note angesiedelt, offenbaren sich hier deutlich die spielerischen und kompositorischen Stärken der Amerikaner. Hingegen ist die recht straighte Gesangsnummer "The man who dies two times" dann doch etwas belanglos ausgefallen und wirkt wie ein Fremdkörper. Besonders emotional wird es natürlich durch das Mitwirken von Peter Banks, da es sich um die letzte musikalische Beteiligung kurz vor seinem Tod handelte. Dementsprechend wird er auch noch mit dem fast klassischen Intermezzo "Waltz in E Minor (dedicated to Peter Banks)" nochmals entsprechend gewürdigt. Die beiden folgenden "Eggshell man" und der über 21-minütige, siebenteilige Titelsong enthalten dann nicht nur dessen Beiträge, sondern auch Rick Wakeman wandelt hier in typischer, sofort erkennbarer Manier über Minimoog und Mellotron. Gerade bei den beiden epischen Schlusstiteln wird mit Verspieltheit und Dynamikwechseln gepunktet und u.a. werden Chorpassagen, ausgiebige Sinfonik und elegische Instrumentalparts aufgefahren. Selbst wenn Days Between Stations eben auch bestimmte Progklischees bedienen, ist ihnen mit "In extremis" ein kraftvolles und stimmiges Konzeptwerk gelungen, das eben nicht nach berechnender musikalischer Architektur vom Reißbrett klingt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013