CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

The Custodian - Necessary wasted time
(49:21, The Laser's Edge, 2013)

Richard Thompson, Sänger der Prog Metaller Xerath, hob als Gründer The Custodian aus der Taufe. Die britischen Newcomer sind jedoch stilistisch ganz anders gelagert als seine Stammformation, da fallen auf dem Werbezettel die Bezeichnungen "Post-Progressive Band" oder "Atmospheric Prog Rock" bzw. der Bandleader umschreibt das Konzept folgendermaßen: "Ich hatte schon immer ein Faible für die progressive Musik der 70er Jahre und wollte etwas in der Richtung kreieren, aber mit einem modernen Touch". "Necessary wasted time" löst dieses Versprechen ein. Die musikalische Grundlage ist deutlich im Prog zu finden, doch alles ohne Pathos, ohne Pomp, ohne Übertreibung. Die instrumentale Seite ist lässig, verspielt, aber niemals zu selbstverliebt, metallische bzw. aggressive Elemente hingegen sind gar keine zu finden. Der moderne Kompositionsstil überzeugt mit eleganter Untertreibung, was bisweilen einen leichten Hang zur Unauffälligkeit aufweist. Doch immer wieder gibt es gut gemachte Aufhorcher, denn die Finessen stecken gut verpackt in den Details. Das Quartett wirft mal eine kurze oder auch längere Solopassage an Keyboards oder Gitarre ein, spielt immer songdienlich komplex, wobei akustische und elektrische Instrumente geschickt ineinander verwoben werden, aber niemals zu offensiv agieren. Was die oben angesprochene atmosphärische Komponente angeht, so wird hier auf ausufernde Flächensounds verzichtet, bekommt man auch keine langsam aufbauenden Dynamiksteigerungen zu hören, sondern es geht vielmehr auf die gesamtheitliche Stimmungstiefe. Alles scheint in einem stetigen Fluss zu sein, die Musik atmet vitale Lebendigkeit. Damit überzeugt das Songmaterial der Briten nicht durch erschlagenden Bombast oder progressive Offensichtlichkeiten, vielmehr muss man genauer zuhören, um immer mehr die Klasse dieser Musik zu erkennen und tiefer einzutauchen. Und je öfter man sich dieses Album anhört, umso mehr gehen die Daumen nach oben.

Kristian Selm



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