CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Tugs - Europa minor
(75:46, AMS, 2013)

Wenn's mal wieder etwas länger dauert. Bereits 1978 im italienischen Livorno gegründet, erscheint er dieses Jahr das Albumdebüt von Tugs. Da man ja genügend Zeit für die Ausgestaltung der Musik hatte, darf es auch gleich eine ambitionierte Rockoper sein, bei der es um eine etwas andere Idee, den mehr humanistischen Ansatz eines gemeinsamen Europas geht und nicht um die derzeit vorherrschenden rein finanziellen und kommerziellen Aspekte dieser länderübergreifenden Gemeinschaft. Als musikalisches Vehikel wählte man dafür eine Verquickung von folkigem bzw. sinfonischem Rock. Das Klangbild und die Umsetzung atmen deutlich den Geist der 70er, man merkt den Stücken aber auch an, dass sie eben als eine Art Rocktheater konzipiert sind und damit zu viel erschlagende Komplexität fehl am Platz wäre. Trotzdem bekommt man ein farbenfrohes, lebendiges Spektakel für die Ohren geboten. Gerade der Folkansatz und jede Menge Flötenparts sorgen für flotten Elan. Zwar beruft sich die Band auf die mediterrane Tradition des Prog mit Bands wie P.F.M. oder Le Orme, die eigene Umsetzung ist zwar ebenfalls in Landessprache eingesungen, jedoch nicht ganz so schwelgerisch und emotional überladen ausgestaltet. "Europa minor" ist ein gut anzuhörendes, recht kurzweiliges und irgendwie sympathisches Album, dem jedoch die ganz großen Parts fehlen. Da diese Musik vor allem für die Bühne geschrieben und bereits mit einem kleinen Orchester im April und Mai umgesetzt wurde, wie auch weitere Termine bereits in Planung sind, ist dies sicherlich als der Hauptschwerpunkt für die Veröffentlichung dieses Albums zu sehen.

Kristian Selm



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