CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Telergy - The legend of Goody Cole
(53:38, Privatpressung, 2013)

Höher, schneller, weiter. Im Progbereich gehörte es schon immer zum guten Ton, durchaus mal etwas auf die sprichwörtliche Kacke zu hauen, Dinge einfach viel größer anzugehen, als es eigentlich nötig wäre und vor allem gerne auch noch eine Unzahl an namhaften Gastmusikern aufzufahren, die ein überbordendes Konzept entsprechend interpretieren. So erweckt auch der Beginn des Konzeptwerks "The legend of Goody Cole" erst einmal den Eindruck von viel aufgeblasener Luft. Es dauert recht lange, bis man aus den Pötten kommt und Mastermind Robert McClung seinen nötigen kompositorischen Schwung gefunden hat. Doch anschließend drückt seine Begleitmannschaft entsprechend auf die Tube, um die Geschichte des im Jahr 1656 in New Hampshire der Hexerei verurteilen Eunice "Goody" Cole umzusetzen. Um beim Namedropping aber so richtig zu beeindrucken, wurden hier in einer sehr umfangreichen Gästeschar u.a. Colin Edwin (Porcupine Tree), Ryo Okumoto (Spock's Beard), Nik Turner (ex-Hawkwind), Ty Tabor (King's X), Trent Gardner (Magellan), aber auch z.B. Dee Snider (Twisted Sister) als Tonlieferanten verpflichtet. Musikalisch ist der sinfonische Heavy Prog Overkill großes Hollywood Blockbuster Kino, denn nach verhaltenem Beginn gibt es Bombast, Power und die epische Breitseite bis zum Abwinken. Flinke Gitarren- und Keyboardläufe wechseln ab mit harten Riffattacken und lassen nur sehr wenig Raum zum Verschnaufen und Nachdenken, während kurze Sprechszenen für den inhaltlichen Zusammenhang sorgen. Zweifelsohne ist im Vergleich mit dem Debüt "The exodus" (Kritik in PNL Nr.75) eine inhaltliche Steigerung festzustellen, aber irgendwie kriegt man das ungute Gefühl nicht los, dass hier etwas weniger durchaus mehr hätte sein können. Wer's jedoch eine Spur übertriebener und dies zudem im überladenen Heavy Prog Format mag, bekommt hier jedoch genau das richtige Futter.

Kristian Selm



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