CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

T - Psychoanorexia
(66:32, Progressive Promotion Records, 2012)

Thomas Thielen alias t meldet sich mit "Psychoanorexia" nach knapp 2-jähriger Schaffenspause zurück. Wieder komplett im Alleingang im heimischen Ministudio eingespielt, setzt diese Werk auf ausufernde Soundexkursionen und Songstrukturen. So tickern gleich drei Tracks chronometrisch in einer Länge von jenseits der 18 Minuten, "The irrelevant lovesong" ist mit immer noch über 8 Minuten das kürzestes Stück Musik auf diesem Longplayer. Das Album lebt vor allem von seiner schwebenden Atmosphäre, vom weit ausholenden Raumklang, den sich die Notenfolgen nehmen, um langsam, aber wirkungsvoll ihre Stimmungen auszukosten. Der zerbrechliche, aber stimmungsvolle Art Rock weckt mal kurze Erinnerungen an Marillion oder an die Spätphase von The Cure, bleibt dabei aber immer überaus eigenständig. Emotionale Tiefgründigkeit, brüchige Trauer, aber auch komplexe Wendungen gehören zu den prägenden Merkmalen dieser spannenden Seelenwanderung. Das mag man je nach eigener Stimmungslage bzw. Erwartungshaltung jedoch auch als viel zu langatmig, als zu wenig konzentriert beurteilen. Wer sich jedoch Zeit nimmt, in diese Art von Sounddesign einzutauchen, bekommt mannigfaltige Eindrücke geboten. Die Emotionalität dieses Albums funktioniert durch ausladende Fragmente, die immer wieder durch kurze Dynamikschübe zwischen Elektronik und elegischer Gitarrenarbeit verfeinert werden. Der immer leicht distanziert wirkende Gesang tut sein Übriges dazu. Deswegen überrascht es nicht, dass die Meinungen zu diesem Album mit cineastischem Ausmaß durchaus geteilt ausfallen. Der Schreiber dieser Zeilen wurde jedoch gefühlvoll mitgerissen und ist begeistert.

Kristian Selm



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