CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Space Debris - She's a temple
(77:23, Green Brain, 2013)
Mit ihrem 10.Album begeben sich die Improvisationsrocker von Space Debris wieder auf zeitlich rückwärtsgerichtete Inspirationsreise in die 70er, als man sich noch Zeit nahm und ausgedehnte Instrumentalparts zum festen Bestandteil der Rockmusik gehörten. Die feinen Improvisationsparts werden von satten Orgelsounds und differenzierter Rhythmik unterfüttert, Gitarre und Tasten (u.a. E-Piano) sorgen für die solistischen Parts. Im Vergleich zu den Vorgängeralben ist "She's a temple" wieder etwas erdiger, eine leichte Spur härter ausgefallen, vereint jedoch für die Band typische Live-Interaktion mit viel Atmosphäre und wohl durchdachten Dynamiksprüngen, die man in dieser Form vom Quartett aus dem Odenwald kennt. Die Lebendigkeit der Musik ist spür- und hörbar, selbst gewisse inhaltliche Ähnlichkeiten wiegen da nicht so schwer. Denn es ist ehrlich gesagt überaus schwer, die gesamte Diskografie der Band betrachtend, einen Song sofort einem bestimmten Album zuzuordnen. Dass das Material spontan entsteht und eben nicht alles den hohen Qualitätsstandards der Band entspricht, wird dadurch deutlich, dass man mitunter Stücke ein- und / oder wieder ausblendet, um somit wirklich nur den essentiellen Part auf Tonträger zu bannen. Ein Indiz, dass trotz jahrelangem, nahezu blindem Verständnis, eben doch nicht jedes freie Zusammenspiel immer komplett funktioniert, was aber die Sache nur noch sympathischer und authentischer macht. Die 8 Tracks auf "She's a temple" (auf der Vinylversion ist noch ein weiterer Bonustitel enthalten) sind somit einmal mehr mäandernde 70s Songmonolithen, in die man als Hörer eintauchen kann, bei denen man beim Einlassen auf diese Art von interaktiver Spielfreude zu einem Teil der Musik wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013