CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Le Porte Non Aperte - Golem
(61:07, Ma.Ra.Cash.Records, 2013)
Bei Le Porte Non Aperte weiß man sogleich, woher der musikalische Wind weht. Die Band beruft sich auf Inspirationsquellen wie z.B. Il Baletto Di Bronzo und Banco Del Mutuo Soccorso und schon nach wenigen Momenten des Anhörens ihres Albums wird klar, dass ihre Musik ganz, ganz tief im Italo Prog der 70er verwurzelt ist. Stilistisch bekommt man hier gefühlsbetonten Retro Prog in typisch mediterraner Prägung und expressiven Gesang geboten, sowie als verfeinernde Ingredienz eine gute Portion traditionellen Hard Rock um die Ohren geblasen. Jede Menge Flöteneinsätze bestimmen das Geschehen, immer unterfüttert von Orgel- und Synthie Einsätzen, sowie satter, sich emotional überschlagender Saitenbegleitung. Sänger Sandro Parrinello verfügt weiterhin über jene überbordende Ausdruckskraft und überschwängliche Gesangsinterpretation, die man so eben nur aus südeuropäischen Gefilden kennt. Gerade die typische Italo Note ist es auch, die Le Porte Non Aperte zu einem Bewahrer der eigenen Tradition machen, ohne dass man nur blind den großen Namen der Vergangenheit huldigt. Golem vereint 11 Tracks, die sich zu keinem Augenblick zurücknehmen, sondern immer pathetisch unter Volldampf stehen. Das ist für die eine Gefühlsebene aus anderen Gefilden hin und wieder zu viel des Guten, sprüht aber zweifelsohne vor authentisch wirkender Leidenschaft. Dass dabei die inhaltliche Entwicklung zuweilen zugunsten von großen Emotionen überlagert wird, muss man eben als unterkühlter Mitteleuropäer akzeptieren. Trotzdem: alles in allem wunderbarer Italo Retro Prog der besseren Sorte.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013