CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)

Periferia Del Mondo - Nel regno dei ciechi
(52:55, Immaginifica, 2013)

Jede Band hat das Recht zur Weiterentwicklung, zur Neuorientierung. Doch was Periferia Del Mondo beim Opener "Skaura zensen" abliefern, ist schon fast ein musikalischer Schock. War die italienische Band bisher für federnden, relaxt-virtuosen Jazz Rock / Progressive Rock bekannt, so bekommt man hier auf einmal recht geradlinigen Rock Pop mit leicht grenzwertigem Gesang in Englisch geboten. Au weia! Hat man sich in den sieben Jahren seit dem letzten Album "Perif3ria Del Mondo" musikalisch komplett anders austariert oder ist dies nur ein einmaliger Ausrutscher? Auch das folgende "I need U" ist zwar rockiger, aber immer noch etwas ganz Anderes, als was man von der römischen Band erwartet. Geht dies nun das gesamte Album so weiter? Mit dem Hard Rock-lastigen Titelsong wird immerhin zur italienischen Sprache gewechselt, aber immer mehr beschleicht einen der Verdacht, dass die Virtuosität und der Jazz Rock Anteil abhanden gekommen sind. Doch siehe da, es keimt Hoffnung auf, denn nach ruppigem Beginn, entwickeln sich auf einmal mehr Atmosphäre und spielerische Finesse, vielleicht kommt ja doch noch mehr. Es scheint so, denn Periferia Del Mondo agieren ab nun abwechslungsreicher, verspielter und mit sinfonischer Note, endlich bekommen Keyboards und Blasinstrumente instrumentalen Ausgestaltungsraum. Doch die stilistische Gratwanderung geht im weiteren Verlauf des Albums weiter, wenn auch wesentlich geschmackvoller und passender als zum Start der Scheibe. "Nel regno dei ciechi" ist somit ein Album mit gewissen Fragezeichen. Nach einem keineswegs berauschenden Beginn, entwickelt sich doch noch ein gutes Prog / Rock Album, das dennoch in der gesamten Diskografie der Band hinter den letzten beiden Alben zurückstecken muss.

Kristian Selm



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