CD Kritik Progressive Newsletter Nr.78 (08/2013)
Not A Good Sign - Not A Good Sign
(51:47, Fading Records, 2013)
Anschwellende Mellotronkaskaden, explosive Rhythmik und die volle Saitenwucht: fertig ist der Retro Prog aus dem Setzkasten. Doch tut man Not A Good Sign - einem neuen italienischen Projekt mit diversen Musikern aus Bands vom AltrOck Label, wie z.B. Francesco Zago (u.a. Yugen) - damit natürlich Unrecht, denn die Grundidee dieser Kollaboration zielt genau auf die stimmungsvolle Reproduktion der Vergangenheit ab. Und das ist ihnen trotz aller typischen Merkmale wirklich sehr gut gelungen. Die Italiener verzichten dabei zwar leider auf jeglichen Pathos und südländischen Anklang des Italo Progs, dafür wildern sie vielmehr ganz traditionell auf der britischen Insel. Deswegen singt der ansonsten bei La Coscienza di Zeno tätige Alessio Calandriello auch komplett nahezu akzentfrei in englischer Sprache, während die instrumentale Fraktion zwischen Schwermut, Verträumtheit und sinfonischem Bombast in Vollbedienung aller Kunststücke aus der Zaubertüte der Vergangenheit hervorkramt. Als großen Pluspunkt darf man dem Fünfer eine geschmackssichere Interpretation attestieren, auch setzt man auf kompositionelle Schlichtheit ohne jegliche Longtracks, sondern schafft mit Songlängen zwischen 3 und 7 Minuten genauso, das Flair und die Inspirationskraft von früher zu transportieren. Logischerweise sind es die massenhaft, aber trotzdem nie zu überladen wirkenden analogen Tastensounds und virtuose Gitarrenfiguren, die als vorherrschende Kraft im Vordergrund stehen. Jede Menge schwelgerische Momente und schwebende Gitarrensounds lassen ziemlich eindeutig erkennen, dass man vor allem von Genesis und teilweise von King Crimson der 70er Jahre inspiriert wurde. Da die Umsetzung als absolut unpeinlich und gewollt ehrlich durchgeht, nimmt man der Band auch ab, dass sie hier nicht auf den offensichtlichen Prog Erfolg schielt, sondern einfach nur das Beste von Gestern nochmals neu interpretieren wollte. Das titellose Debüt von Not A Good Sign ist je nach eigenem Gusto eine unnötige Wiederholung von bereits Dagewesenem bzw. eine absolut gut gemachte Wiederbelebung von ewig gestrigen Momenten. Hängt letztendlich alles von der eigenen Sichtweise ab.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2013