CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)
Pixel - Reminder
(43:04, Cuneiform Records, 2012)
Coole Band! Cuneiform Records kündigt die norwegische Band als 'powerhouse indie-jazz ensemble' an. Im ersten Moment wirkt das mit der "Prelude" deutlich überzeichnet. Da scheint eher eine langweilige Indie-Popband am Start, die ausgefallen sein will, ohne Idee zu haben, wie das geht. Doch schon bald fallen saftige Jazz-Attribute ein, machen den Popanteil platt, streunt Alternative Rock umher, der schon mal von 70s Fusion gehört hat. Die Jazzprägung bleibt erhalten, Pop kommt hier und da mal wieder, verspielt und kindlich, die Band steht am Anfang, OK! Aber was Pixel (blöder Name! [Blödes Cover - - - ]) zwischen Jazz und Modern Rock treiben, macht unglaublich Spaß. Das rockt, hat Schmackes, ziert sich nicht, donnert gut voran, hat Groove satt und mit der selbstbewussten, laut eingemixten, sich harmonisch doppelnden und kräftigen Mädchen-Stimme immer noch wieder Popappeal im Jazz. Ellen Andrea Wang (double bass, voc) hat alle Songs geschrieben und beweist kreatives Potential. Das Gebläse (Harals Lassen [ts, ss, back-voc] und Jonas Kilmork Vemøy [tr, back-voc] gibt sich mal als Kleinst-Bigband, kann fett schmettern, ist indes kaum solistisch aktiv, nostlagiert hier im 1950s bis 60s Jazzarrangement, und schneidet überwiegend scharfe Zacken, wird durch Jon Audun Baar an Donner-Trommeln unterstützt, der den Groove saftig und fett gibt, dabei gut gepolsterte Komplexe schneidert, die locker und drahtig den Songcharakter machen. Erstklassig das ausgefallen erlesene Bassspiel der singenden und komponierenden Dame. Jazztriefend, tief versiert und inspiriert, schön satt und farbig, melancholisch hier, abstrakt da, radikal dort, groovig in den Popjazz-Tracks. Kaum Klassisches findet im Neo-Jazz der Norweger statt, wenn überall auch klassische Inspiration und Vorbildthemen im gedachten Off schweben. Kreative Combo, die, wenn sie weiterhin so lebendig Songs zu schreiben und spielen in der Lage sich zeigen wird, begehrt und geliebt Karriere im Avant Jazz machen kann. Wenn sie denn nicht so viel in den Spiegel schaut.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2013