CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Panzerpappa - Astromalist
(43:27, Rune Grammofon, 2012)

Bei Panzerpappa nimmt man sich die nötige Zeit, um die Musik reifen zu lassen. Gerade mal vier Alben hat die 1996 gegründete Band seit 2000 herausgebracht, zum Teil als Privatveröffentlichungen und lediglich auf CD-R gebrannt. Das letzte Album "Koralrevens Klagesang" erschien bereits 2006, der Nachfolger "Astomalist" offenbart eine überaus dicht und kompakt agierende Band, die in der Besetzung Steinar Børve (Saxophone, Keyboards, Percussion), Trond Gjellum (Schlagzeug, Percussion), Anders K. Krabberød (Bass, Percussion) und Jarle Storløkken (Gitarre, Percussion) ergänzt um diverse Gastmusiker an u.a. Flöte, Vibraphon, Cello, Violine feinsten, verspielten Kunst Rock präsentiert. Trotz komplexen Anspruchs und kammermusikalischer Ernsthaftigkeit dringt die Musik einigermaßen locker und keineswegs zu konstruiert in die Gehörgänge. Natürlich merkt man sofort, dass hier viel an Zusammenspiel und am komplexen Inhalt gefeilt wurde, es keineswegs um alltäglichen Art Rock aus dem Setzkasten der Retroklänge geht. Das hat deutliche Einflüsse aus dem Bereich der kammermusikalischen Rockmusik, flirtet mit jazziger Unverkrampftheit und avantgardistischer Düsternis, wie man ihn u.a. von den norwegischen Kollegen Jaga Jazzist kennt - nicht von ungefähr ist deshalb als Gast Ketil Einarson von genau jener Band vertreten. Die "schräge" bzw. "schwere" Seite des Avant Rocks kann auch mal eine Spur luftiger und lebensbejahender unbeschwert wie bei Panzerpappa daherkommen. Dafür verzichtet man auf allzu viel nordische Melancholie, wirken die wohl durchdachten Titel dennoch teils recht entspannt, relaxt und voll innerer, leichtfüßiger Schönheit. Andererseits können Panzerpappa genauso gekonnt auf der Klaviatur der crimsonesken Dramatik spielen und lassen immer wieder erkennen, dass in Norwegen wohl ein besonderes Klima für genau diese Art von Musik herrscht.

Kristian Selm



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