CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Argos - Cruel symmetry
(54:39, Progressive Promotion Records, 2012)

Die progressiv-musikalische West-Ost-Connection aus Mainz und Greifswald brachte kurz vor Weihnachten 2012 ihre dritte Veröffentlichung zur Welt. Nach dem weltweiten Vertrieb der ersten beiden Alben über das französische Indie-Label Musea lässt man sich nun vom deutschen Prog Enthusiasten Oliver Wenzler unterstützen. Argos haben sich inzwischen zur festen Viererbande gemausert, wobei die Westfraktion aus Thomas Klarmann (Gesang, Bass, Flöte, Soundscapes, Tasteninstrumente & Akustische Gitarre) sowie Robert Gozon (Gesang, Tasteninstrumente, Akustische Gitarre) und die Ostfraktion aus Rico Florczak (Elektrische und Akustische Gitarre, Vielfältige Effekte) sowie Ulf Jacobs (Schlagzeug, Perkussion, Drumcomputer) besteht. Die bisherigen Wesensmerkmale der Band, die aus raffinierten und abwechslungsreichen Kompositionen mit überzeugender instrumentaler Darbietung bei bester Klangqualität bestehen, sind weiterhin vorzufinden. Paradebeispiel ist gerade das fast 21-minütige Eröffnungs- und Titelstück "Cruel symmetry", das mit einprägsamen Melodien, vielen Stimmungs- und Rhythmuswechseln sowie gekonnter Instrumentenbehandlung ein entdeckenswerter Longtrack ist. Ihre eingeschlagene Richtung aus jazzig-progressivem Kompositionsgut im Stile der Canterbury Szene, klassischem Retro Prog im Klangkosmos zwischen Genesis und Gentle Giant sowie einigen feingeistigen melodischen Phasen wissen die Hörspannung über 54 Minuten spielerisch aufrechtzuerhalten. Zuweilen rocken sie sogar richtig los ("Caught within the light"), wissen auch immer wieder feine fette Mellotronwolken einzuweben oder lassen ebenfalls, wie auf dem heiteren Stück "The story of Flying Robert", bereichernde Saxophonklänge ertönen. Hierbei unterstützt sie der musikstudierte Gastmusiker Dieter Guntermann. Für Proggies mit guten Englischkenntnissen müssten die Texte ein Leckerbissen sein, da ich mir habe sagen lassen, dass hier pfiffige und humorvolle Geschichten besungen werden. Wer jetzt noch mit den Gesängen im Stil eines "Peter Hammill Light" und ähnlich eines Richard Sinclair / Caravan leben kann, sollte rundherum gut unterhalten werden. Auch dadurch klingen Argos ganzheitlich britischer als manche Bands von der Insel. Wobei ich mir für die nächste CD gerade beim Gesang eine Steigerung wünsche. Vielleicht könnte Drummer Ulf Jacobs einige Parts übernehmen, der auf seinen Soloscheiben gesangstechnisch eine ordentliche Figur hinterlässt, oder sogar eine geschulte Sängerin gewonnen werden. Der schon strahlende argonautische Kosmos dürfte dadurch womöglich noch glanzvoller erscheinen.

Wolfram Ehrhardt



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