CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Mostly Autumn - The Ghost Moon Orchestra
(52:09, Mostly Autumn / H'art, 2012)

Mostly Beautiful - das britische Prog- / Folk Rock-Phänomen Mostly Autum hatte immer schon besonders viel mit Schönheit zu tun. Mit der von Ex-Sängerin Heather Findlay (bekanntlich auch EX-Hexe von EX-Marillions Fish. EXkurs Ende). Sowie natürlich der vom an David Gilmour geschulten, getragenen Solospiel von Bandboss Bryan Josh. Und generell mit der Schönheit keltisch (inspiriert)er, zumeist sanfter Weisen. Der nicht ganz einfachen Aufgabe, Heather zu ersetzen, unterzog sich vor einiger Zeit Olivia Sparnen (Breathing Space). Darf einem auffallen, dass die nicht nur mit einer schönen Stimme dafür gerüstet ist, oder riskiert das bereits einen Sexismus-Shitstorm (#aufschrei)? "The ghost moon orchestra" ist jedenfalls schon das zweite Album mit ihr am Mikro und das Material wurde sozusagen für sie und mit ihr geschrieben. Dabei geriet es nach Aussage von größeren Kennern der Band als meinereiner "sowohl dunkler, als auch kraftvoller und symphonischer" als die Werke der Prä-Oliva-Phase". Der Aufmacher "Unquiet tears" zeigt schon die Bandbreite auf - er beginnt in etwa im zarten Register der frühen Kate Bush, entwickelt sich dann aber zu der Sorte Gute-Stube-tauglichen Poprocks mit "Engelsgesang", mit dem sich Within Temptation & Co. dusselig verdienen. "The devil and the orchestra" mit Gesangsbeiträgen von Josh und Olivia ist im Vergleich dazu nüchterner Rock, das Titelstück eine arg nah ans Wasser gebaute Ballade, während "This ragged heart" und "Wild eye skies" u.a. durch Troy Donockleys Whistles und Pipes keltische Melancholie bzw. Landlust verströmen. Wie gesagt: alles sehr schön. Eventuell sogar zu sehr, zu ausschließlich - und darum auch bisweilen etwas harmlos.

Klaus Reckert



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