CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

The Minstrel's Ghost - The road to Avalon
(76:38, Melodic Revolution Record, 2012)

Auch hier wieder ein Déjà Vu Erlebnis beim Anblick des Covers. Zunächst dachte ich, ich hätte ein neues Unitopia Album in der Hand. Das war's aber nicht - sondern das Debüt einer Truppe, die sich The Minstrel's Ghost nennt. Aber so abwegig war die Vermutung tatsächlich nicht, denn dieses Cover stammt - wie auch bei diversen Unitopia Alben - von Ed Unitsky. In Ritterrüstung und mit Schwert in der Hand - so lassen sich die 5 Herren ablichten. Und halt - ein Gesicht kommt mir doch gleich bekannt vor. Ist es jetzt der nächste Ex-Flower Kings Drummer, der sich auch mal im Metal-Bereich austobt? Denn das ist eindeutig ein gewisser Zsoltan Csörsz Jr., ein von mir sehr geschätzter Schlagzeuger. Der erste optische Eindruck legt die Befürchtung nahe, dass es sich um ein klischeebeladenes Prog Metal Album handeln könnte. Doch damit liegt man zumindest zur Hälfte falsch. Denn um Prog Metal handelt es sich hier definitiv nicht. Vielmehr ist dies lupenreiner melodischer Neo Prog mit den für das Genre typischen Ingredienzen. Bezugnehmend auf den Labelnamen: melodisch - ja, definitiv. Revolutionär - wohl kaum. Die Songs gehen ausgesprochen schnell und leicht ins Ohr. Dass es hier um Avalon geht, ist nicht zu überhören, dazu fällt der Begriff viel zu oft. Auch wenn manches etwas simpel daher kommen mag, weiß dieses Album mir durchaus zu gefallen. Und das liegt hauptsächlich an Chef Blake Carpenter, der mit samtweicher Stimme die Songs vorträgt und dazu an Tasten und Gitarren wirkt. Und gerade das Zusammenspiel von Gitarre und warmen Keyboardtönen (ein weiterer Gitarrist und ein Keyboarder gehören zum Line-Up) passt sehr gut ins Gesamtbild. Und zurück zum Schlagzeuger: Csörsz spielt anfangs unauffällig, später darf er auch mal kurz losgelassen werden, aber insgesamt scheint er mir hier chronisch unterfordert zu sein. Trotz einiger Plattitüden ein angenehm zu hörendes Album, wenn man denn mal gerade Lust auf seichten, melodischen Neo Prog mit Ritterzeit-Flair hat! Aus Prog-Sicht wohl eher vernachlässigbar.

Jürgen Meurer



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