CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Majestic - V.O.Z.
(58:10 + 58:51, Privatpressung, 2012)

Als ich dieses Doppelalbum zum ersten Mal im CD-Player hatte, dachte ich, es liefe ein Sampler, auf dem Genreübergreifend diverse Bands ihre Visitenkarte abgegeben hatten. Doch weit gefehlt. Es handelt sich um ein Projekt namens Majestic, und der Begriff "Band" trifft auch nicht wirklich den Kern, denn es handelt sich im Wesentlichen um ein Duo, das hier einen ausgesprochen satten Sound abliefert, der mich gelegentlich an Ayreon Alben erinnert. Im Grunde genommen lässt es sich noch weiter herunter reduzieren, nämlich auf den Namen Jeff Hamel, denn das ist der musikalische Kopf hinter diesem Projekt. Und was dieses amerikanische Multitalent abliefert, nötigt mir höchsten Respekt ab. Hut ab! Zunächst einmal ist Hamel ein exzellenter Gitarrist, der hier in unterschiedlichsten Stilarten unterwegs ist und in allen Bereichen eine wirklich gute Figur abgibt. Das Tastenspiel ist hervorragend abgestimmt - kein Wunder, er muss es ja nur mit sich selbst ausmachen, denn auch die Keyboards werden von Herrn Hamel bedient. Nächster Pluspunkt: der Rhythmus kommt nicht aus der Dose, sondern wird von einem hervorragend aufspielenden Mike Kosacek beigesteuert. Hinzu kommen 4 Sänger bzw. Sängerinnen, die sich die Gesangsparts teilen. Die Stimmen können durchaus überzeugen und bilden einen weiteren wichtigen Baustein für ein gelungenes Album. CD 1 beginnt mit einem sphärischen Intro und leichtem keltischen Einfluss - hier klingt es in der Tat "majestätisch". Den Rest des Albums macht der 10-geteilte Titelsong aus. Ob dieser Song oder die komplette zweite CD - die Vielfalt des Dargebotenen ist beeindruckend. Es gibt mainstreamigen Rock mit Ohrwurmfaktor, Ausflüge in den Prog Metal Bereich, mächtigen Symphonic Rock, Fusion, Psychedelic Rock, Space Rock - alles dabei. Und es klingt nicht völlig wirr durcheinander gewirbelt, sondern gut zusammen geführt. Ich picke mal beispielhaft den Song "Hyperbole" von der zweiten CD heraus: das erinnert zunächst stark an Porcupine Tree, um dann später in einen Teil zu wechseln, der wie eine neue Version eines Instrumentalausfluges in Grobschnitts Referenzwerk "Solar music" klingt. Das Album ist sehr farbenfroh und abwechslungsreich gestaltet und macht Lust auf mehr!

Jürgen Meurer



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