CD Kritik Progressive Newsletter Nr.77 (03/2013)

Lo-Fi Resistance - Chalk lines
(51:05, Burning Shed, 2012)

Für das zweite Album seines Projekts Lo-Fi Resistance wartet Gitarrist / Sänger Randy McStine wieder mit einigen namhaften Gastmusikern auf. Am Schlagzeug sitzt bei allen Titeln Gavin Harrison (Porcupine Tree), einzelne Beiträge steuern seine Bandkollegen Colin Edwin und John Wesley bei, während zudem Dug Pinnick (King's X), John Giblin und Dave Kerzner (u.a. Kevin Gilbert, Steve Hackett) den Sound verfeinern. Herausgekommen ist dabei ein Mix aus gitarrengetriebenem Alternative Rock, Singer / Songwriter Ansätze, sowie leichte progressive Einflüsse. Der amerikanische Mittzwanziger begann zwar als Gitarrist in Coverbands, die hauptsächlich Classic Rock nachspielten, doch sein eigenes Material setzt keineswegs auf 70er Jahre Sound, sondern ist frisch und zeitgemäß in Szene gesetzt. Im Vergleich zum Debüt (u.a. mit Nick D'Virgilio und Dave Meros von Spock's Beard eingespielt) wurde das Songmaterial dieses Mal etwas verspielter und verschachtelter umgesetzt, würzte er die direkte Songführung mit kleinen Überraschungen. Besonders die instrumentalen Ausschmückungen beweisen den Hang zu verspielten Momenten, wobei vor allem das variationsreiche Spiel von Gavin Harrison dem Album den nötigen Drive verleiht. Ist das Material in der ersten Hälfte des Albums eindringlich, straighter und direkt, werden im zweiten Teil des Albums die feinfühligen Harmonien vermehrt aufgebrochen. Es schleichen sich in die mächtigen, immer zugänglichen Melodiebögen subtile Brüche und harte Riffs ein, die im über 14-minütigen, überaus abwechslungsreichen "Face another day" besonders gekonnt umgesetzt wurden. "Chalk lines" ist in erster Linie eine gut gemachte, powervolle Rock / Art Rock Scheibe im aktuellen Sound, die ein recht breites Spektrum abdeckt. Definitiv ein Album, das einen lohnenswerten Blick über den rein progressiven Tellerrand ermöglicht.

Kristian Selm



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